Nordamerikas größte Pazifikinsel Vancouver Island ist nur 450 km lang und etwa 100 km breit. Straßen sind jedoch eher rar gesät, sodass der einzige Weg aus Ucluelet Richtung Westen erst einmal weit ins Inselinnere führt. Über Port Alberni, inoffizielle Zahnarztstadt der Insel, führt dann auch wieder eine Route zurück an die Westküste.
Weite, von Schwarzbären und Wölfen bevölkerte Wälder prägen die Landschaft. Immer wieder sind größere Areale der Holzwirtschaft oder den, durch den trockenen und langen Sommer begünstigten Waldbränden zum Opfer gefallen. Als der Tag sich dem Ende neigt holen wir noch einmal alles aus unserem 3 Liter Motor und fahren über einen Waldweg in die Berge, wo ein Schlaftplatz auf uns wartet, von dem wir weit zwischen den Bergen hindurch die Sonne untergehen sehen können.
Der Westküste Vancouver Islands sind in der Vergangenheit schon viele Schiffe zum Opfer gefallen. Bis Japan gibt es keine nennenswerte Landmasse, sodass sich die Naturgewalten frei entfalten können und insbesondere im Winterhalbjahr mit voller Kraft auf die Insel prallen. An jedem Strand zeugen unzählige Baumstämme von dem Winterspektakel und die ersten Baumreihen neigen sich weit Richtung Landesinnere, um dem Sturm möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Wir hingegen werden von einen ungewöhnlich trockenen Sommer verwöhnt und campen nur wenige Meter vom Ozean entfernt, der sich im Wind nur leicht kräuselt. Am Abend besucht uns noch ein Reh beim Abendessen und stakst dann weiter seines Weges.
Bei Niedrigwasser werden in vielen Teilen der Küste Tidepools freigespühlt. In jedem lässt sich ein fragiler Mikrokosmos aus Anemonen, Muscheln und Meerestiere beobachten. Sind es oft eher Stillleben, beobachten wir in einigen Pools heftige Duelle der Schalentiere. Bis zur nächsten Flut eingeschlossen machen die größeren Krebse hier Jagd auf die kleineren, im ewigen Kampf um das “the survival of the fittest”.