Bitte nicht aussteigen im Great Smoky Mountains National Park

Wieder bietet uns ein Walmartparkplatz Nachtquartier, bevor wir am nächsten Morgen in die Natur des Smoky Mountains Nationalparks fahren.

Morgens werkeln wir ein bisschen unter der Motorhaube herum, denn nun hat auch der Zigarettenanzünder spontan den Geist aufgegeben, und das könnte ja an einer durchgebrannten Sicherung liegen (immerhin so viel haben wir über Autos mittlerweile gelernt). Da kommt uns ein etwas rauher Südstaatler zu hilfe, der Automechaniker ist, und selbst einen ähnlichen Van hat. Während seine Frau im Wagen wartet rüttelt er an unseren Sicherungen herum bis der Strom wieder läuft, und klemmt dann noch die Batterie ab, um so den Bordcomputer zurückzusetzen.

Anscheinend springen die Kontrollleuchten bei diesen Vans gern mal an ohne dass es wirklich ein Problem gibt. Nur wenn sie nun wieder aufleuchtet müssten wir wohl wirklich in die Werkstatt. Wir sind dem guten Mann wirklich sehr sehr dankbar! Solche Leute sind es, die unsere Reise immer wieder bereichern, durch ihre Hilfsbereitschaft.

Bevor es in den Nationalpark geht machen wir noch einen Abstecher in die historische Altstadt von Sevierville. Das ist wirklich ein trauriges Bild. Überall stehen die schönen alten Häuser leer, alles wirkt irgendwie verlassen und ausgestorben, während sich nur wenige Kilometer entfernt die riesigen Einkaufszentren ausbreiten. Stadtplaners  Albtraum. Aber es wird noch abstruser. Als wir uns dem Nationalpark nähren tauchen überall entlang des Highways die unterschiedlichsten Eventcenter und Erlebnisrestaurants auf, die aussehen als hätte man Architektur aus der ganzen Welt mit skurrilen Filmkulissen kombiniert und gigantische Parkplätze davorgesetzt. Die Smoky Mountains sollen der meistbesuchte Nationalpark des Landes sein, was wir kaum glauben konnten, aber mit dieser direkt anschließenden Entertainmentwelt kommt es uns doch plausibler vor. Nur ob das Naturerlebnis im Vordergrund steht wagen wir zu bezweifeln.

Leider ist das Wetter sehr hamburgisch mit konstantem Sprühregen, also wenig attraktiv für Wanderungen. Also quartieren wir uns in einem netten Café ein und schreiben ein paar neue Artikel für unseren Blog.

Ein Nachteil der Übernachtungen auf Walmart-Parkplätzen besteht darin, dass man zwar Toiletten und Waschbecken, aber keine Duschen hat. Seltsamerweise gibt es auch auf Nationalparkcampingplätzen nur Toiletten. Anscheinend desinfiziert der Amerikaner zwar gern, verzichtet aber ruhig mal aufs Duschen. Zum Glück gibt es neben dem Café ein riesiges Resort mit Blockhütten, und die Rezeptionistin meint tatsächlich, man könnte die beiden beheizten Außenpools einfach so benutzen. Ob sie richtig verstanden hat, dass wir keine Gäste sind? Wir schlendern also so selbstverständlich wie möglich über das Gelände und finden uns schließlich in einem sehr schön warmen Whirlpool wieder. Sehr angenehm!

Schließlich erreichen wir den Campingplatz und ergattern einen schönen Stellplatz am Fluss. Endlich gibt es mal wieder leckeres Campingessen – unser Klassiker ist die Gemüsekartoffelpanne mit Spiegelei – und Lagerfeuer mit gerösteten Marshmallow.

Unsere Nachbarn sind stereotype Provinzamerikaner. Stark übergewichtig sitzen sie am Feuer und unterhalten sich mit den Nachbarn in der dritten Person über die bevorstehende Militärlaufbahn ihres schätzungsweise 12 jährigen sehr sehr bleichen Sohnes.

Am nächsten Tag machen wir eine der zwei Rundwanderungen. Über 9 Meilen (ca. 14km) geht es durch den herbstlichen Wald. Leider haben wir das bunte Laub an den Bäumen schon fast verpasst, nur am Boden kann man noch die Farbenpracht erkennen, die sich vor kurzem noch an den Baumkronen befunden hat. Wir treffen auf der gesamten Wanderung gerade einmal zwei weitere Wandererpaare. Dafür ist bei einer alten Blockhütte, die hier um 1820 von frühen Siedlern errichtet wurde, die Hölle los. Sie ist eine der Sehenswürdigkeiten am Scenic Loop Drive, und man bevorzugt in den Smoky Mountains wohl eher weniger zu laufen. Tatsächlich entfernen sich 95% der Parkbesucher während ihres gesamten Aufenthaltes im Nationalpark keine 100m von ihrem Fahrzeug. Da ist man auf einer mehrere Kilometer langen Wanderung natürlich ganz für sich.

Den Scenic Drive geben wir uns dann aber auch noch, und stehen propt im Stau. Der Grund offenbart sich uns kurz darauf: Nur wenige Meter abseits der Straße sitzt ein Schwarzbär! Und direkt davor hat sich eine riesige Menschentraube gebildet, die den Bären mit allem was fotografieren kann aufnehmen. Es ist ein großartiges Schauspiel. Der Bär gerät bei der knipsenden Horde schon fast ins Hintertreffen. Er scheint sich aber herzlich wenig für seine vielen Fans zu interessieren.

Die Route bietet tatsächlich einige schöne Ausblicke über die Berge und die Täler dazwischen, aber die Massen an Autos, die sich hier im Kreis schieben, schmälern das Erlebnis leider ein wenig. Tatsächlich gibt es aber noch einen weiteren Bären zu sehen, der sich gerade über irgendeine Leckerei hermacht. Hier sorgen aber Ranger dafür, dass die Schaulustigen nicht anhalten, und der Bär darf in Ruhe sein Abendbrot genießen.

Nach diesem authentischen US-amerikanischen Naturerlebnis machen wir uns wieder auf den Weg. Nächster Stopp: Music City Nashville!

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