Vancouver Island liegt vor der kanadischen Westküste, und ist mit etwa 500km Länge und 100km Breite eine ausgesprochen große Insel. Fähren verbinden die Insel mit dem Festland, aus Vancouver dauert die Fahrt an die Ostküste der Insel etwa zwei Stunden. Wir entspannen erst ausgiebig in der Warteschlage, da wir zwei Stunden vor dem nächsten Schiff am Pier sind, und dann ausgiebig an Bord. Fähre fahren ist immernoch meine liebste Art zu reisen.
Von Nanaimo machen wir uns direkt auf den Weg nach Tofino, dem Top-Surfspot an der kanadischen Westküste. Bis Hawaii gibt es hier nur den Pazifischen Ozean, also üppig Raum für die Wellen, eine gute Brandung zu entwickeln.
- Auf dem Schiff nach Vancouver Island
- Frühstück in Port Alberny
- Unser MuFuVan
Nach einer Nacht am Hafen von Port Alberni packen wir die letzten 90km der Fahrt an und erreichen schließlich die Straße nach Tofino. Tatsächlich befinden sich die meisten Unterkünfte entlang des Küstenstreifens zwischen den Orten Tofino und Ucluelet (Ukee genannt), der Teil des Pacific Rim National Park Reserve ist. “Reserve” deshalb, weil hier viele Indianerstämme leben, in Kanada politisch korrekt First Nations genannt. Wir steuern eigentlich einen Campingplatz namens Surf Junction an, aber dank meiner Fehlnavigation passieren wir eine Einfahrt, an der neben Fish&Chips auch Camping ausgewiesen ist. Endlich stellen sich meine mangelnden Kenntnisse der Navigation mit digitalen Karten mal als Glücksgriff heraus, denn am “Wya Point” können wir für sagenhafte 15$ die Nacht kampieren, weniger als halb so viel als überall sonst. Zudem gibt es gratis Feuerholz und einen netten Surfboad-Verleih.
Wir schlagen im Wald unser Zelt auf und bleiben für die nächsten zwei Wochen hier hängen. Tagsüber surfen am Long Beach, Sonnenuntergang am Whickaninnish Beach und abends Lagerfeuer mit Marshmallows, Wurst und Stockbrot in wechselnder Gesellschaft. Das Wetter ist fast durchgängig sonnig und warm, was für diese Gegend wohl eher ungewöhnlich ist, und langsam werden wir geübter im Bezwingen der Wellen.
- Unser kleines Surfercamp am longbeach
- Mit Nadel und Zahnseide gegen die Verschleißerscheinungen am Wetsuite
- Zur Sturmsaison sammelt sich dass Treibholz am Strand
- Kurz eine Runde Frisbee gespielt, schon findet sich das Essen im Sand verteilt
- Im Campingpreis inbegriffen ist das Feuerholz
- Nachdem Niko zwei Wochen fast täglich Holz hackt bekommt er von den Kanadiern den Spitznamen “The German lumberjack” verpasst
Außerdem gibt es im Pacific Rim National Park einige schöne Trails, auf denen man uralten Regenwald bestaunen, und zwischen riesigen Zedern hindurch an die Klippen wandern kann. Vor allem der Regenwald ist beeindruckend, denn Regenwald in einer gemäßigten Zone haben wir noch nie gesehen. Wie lange Bärte hängt das Moos von den riesigen Bäumen und verleiht dem Wald eine mystische Atmosphäre. Umgestürzte Bäume bieten den Nährboden für den Nachwuchs, der im Zeitlupentempo um die Wette wächst. Es geht um den besten Platz an der Sonne und somit die Dahseinsberechtigung für die nächsten tausend Jahre.
Mit etwas Glück läuft uns auch ein Schwarzbär über den Weg. Unbeeindruckt von unserer Anwesenheit geht er seinen Geschäften nach (Bienstöcke ausschlecken etc.). Auch entdecken wir auf dem Weg die Bananennacktschnecke, die man sich aufgrund der Größe (größte Nackschnecke der Welt) entspannt um den Hals legen könnte.
- Auf dem Weg zum Wickaninnish läuft uns ein Schwarzbär über den Weg
- Igitt: Die größte Nacktschnecke der Welt
- Ihrem Aussehen hat sie den Namen Banana Slug zu verdanken
- Das hellgrüne Moos verleiht dem Wald eine mystische Atmosphäre
Eine weitere Wanderung ist eher inoffizieller Natur: Unweit von Tofino ist im zweiten Weltkrieg ein Flugzeug abgestürzt, und liegt nun seit 70 Jahren hier im Wald an einem Hügelhang. Wenn man die Wegbeschreibung kennt ist es nicht allzu schwer zu finden: Vom Parkplatz am Radar Hill fünfzehn Strommasten Richtung Ukee. Am 15. Mast ist ein kleines Flugzeug aufgemalt, von dort geht es in den Wald, dem Pfad nach, durch das verlassene Gebäude, dann immer den Bändern in den Bäumen nach durch das Moor – welches während unseres Besuchs zum Glück recht trocken war – etwas den Hang hinauf, und nach einer knappen Stunde sieht man den Flieger am Berg hängen! Ziemlich beeindruckende Kulisse, und ein schöner, abwechslungsreicher Weg.
- Immer wieder gehen Menschen auf der Suche nach dem Weltkriegsbomber im Wald verloren..
- Dabei ist der Weg doch klar ausgeschildert..
- Ein Flugzeug weist den Weg in den Wald
- Das verlassene Gebäude ist das nächste Landmark
- Immer wieder sind Schnüre durch den Wald gespannt und weisen den Weg
- Und tatsächlich finden wir mitten im Wald den abgestürzten Bomber
Eines morgens wachen wir in unserem Zelt bei unwirklich rötlichem Licht auf. Es sieht aus als würde die Sonne untergehen, was um zehn Uhr morgens kaum der Fall sein kann. Erst am Strand erfahren wir, dass in der Nähe von Port Alberni ein Waldbrand wütet, und der Rauch noch hier, 100km entfernt, den Himmel bedeckt!
Das Wetter bleibt nun weniger sonnig, und wir machen unsere Ankündigung wahr, nach zwei aufeinander folgenden Wolkentagen abzureisen. Weiter gehts nach Port Renfew (bedeutet: einmal von West nach Ost und wieder zurück, denn es gibt keine Route entlang der Ostküste), und von hier aus weiter nach Victoria.
- Bye Bye Ukee, vielleicht auf bald?