Am Rande der Prairies gelegen fungiert Winnipeg als Tor zum Westen besonders als Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt ist betrieblicher Mittelpunkt des transkontinentalen Fernverkehrszuges “The Canadian” und auch wer in den hohen Norden an die Hudson Bay, etwa nach Churchill möchte, beginnt seine knapp 2000 km lange Reise hier.
In der lokalen Cree-Sprache bedeutet Win schlammig und Nipee Wasser und tatsächlich führt der Winnipeg River nicht mehr das kristllklare Gletscherwasser wie in Calgary, sondern deutlich partikelreichere, bräunliche Wassermassen.
Winnipeg ist kein gänzlich unbekanntes Terrain für mich (Hanna). In der 11. Klasse war ich hier zum Schüleraustausch und habe einen Monat lang bei Carrie und ihrer Familie gewohnt. Wirklich wiedererkennen tue ich aber kaum etwas. Die Stadt ist nicht sehr touristisch, und entsprechend wenig Hostels gibt es hier. Wir checken im Winnipeg International Hostel ein, dass aussieht, als würde man im Haus der Großeltern übernachten, wo sich über viele Jahre einiges an Klimmbimm angesammelt hat. Es riecht etwas verstaubt, aber hat Charme.
Wir haben einen Tag Zeit für die Erkundung der Stadt. “The Forks” ist eine große Parkanlage an der Stelle, an der der Assiniboine und der Red River zusammenfließen. Früher war dieser Ort Handelsplatz der verschiedenen Stämme, die in dieser Gegend lebten. Heute gibt es neben der Parkanlage verschiedene Museen sowie eine Markthalle, in der vor allem Delikatessen und Souveniers angeboten werden. Außerdem viele Skulpturen und künstlerische Interventionen. Insgesamt eine sehr ansprechende Gegend.
Der Exchange District, ein Viertel von etwa 20 Blöcken mit vielen historischen Lager-und Bürogebäuden, von denen 150 unter Denkmalschutz stehen beherbergt viele kleine Geschäfte, Galerien und Restaurants.
Seinen Namen verdankt der Exchange District der “Winnipeg Grain Exchange”, dem Zentrum des Kornhandels im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war Winnipeg einer der am schnellsten wachsenden Städte Nordamerikas und bekannt als das “Chicago des Nordens”, und auch heute sieht man noch viele Gebäude der “Chicagoer Schule”. Erst die Eröffnung des Panamakanals bremste das Wirtschaftswachstum in Winnipeg, und die darauf folgende langsamere wirtschaftliche Entwicklung führte dazu, das die alten Gebäude nicht abgerissen und durch modernere ersetzt wurden. Aus heutiger Sicht ein Glücksfall, denn der Exchange District hat ein schönes kreativ-industrielles Flair, mit vielen kulturellen Institutionen und Events. Die Gegend hat wohl auch schon in dem einen oder anderen Film als Brooklyn hergehalten.
Bevor wir weiterfahren machen wir noch einen Abstecher nach North Kildonan, den Stadtteil, in dem ich als ich 17 war für ein paar Wochen gewohnt habe. Zwar erkenne ich keine konkreten Gebäude wieder, aber die ganze Gegend kommt mir wirklich sehr bekannt vor. Dann geht die Fahrt weiter, wir verlassen die Prärie und erreichen nun das Gebiet der großen Seen.