Whistler ist bekanntes Skigebiet, Austragungsort der Olympischen Spiele 2010, und Vorzeigebeispiel für einen Wintersportort, der auch im Sommer funktioniert. Genau genommen sogar besser, denn angeblich übersteigt der Sommergeschäft mittlerweile schon das traditionelle Skispektakel. Das Konzept: Die Skipisten werden zum Mountainbikepark umfunktioniert und jedes Wochenende findet ein Event statt, vom Musikfestival bis zum Ironman. Und Skifahren kann man auf den Gletschern auch im Sommer.
Squamish liegt eine knappe Autostunde entfernt an einem Fluss und ist Outdoorsport-Hochburg, mit Klettern, Mountainbiken und Kajakfahren. Wir möchten uns erstmal orientieren, schließlich gibt es einiges zu organisieren – Konto einrichten, Sozialversicherungsnummer (in Kanada SIN genannt) beantragen, Bewerbungen schreiben… Es scheint tatsächlich, als würden die Jobs hier auf der Straße liegen – allerdings gibt es ein Problem: Es gibt keine Wohnungen! So hat es sich scheinbar eingerichtet, dass viele Leute einfach in ihren Campern wohnen. Zwar sind auch die Campingplätze voll, aber von zwei ziemlich offiziellen Seiten bekommen wir vorgeschlagen, wir könnten doch einfach irgendwo am Fluss kampieren. Wildcampen scheint hier also eine Grauzone zu sein. Wir sind schon recht geübt darin, Karten nach potentiellen Stellplätzen zu durchforsten und finden einen recht abgeschiedenen Platz in einem Waldstück hinter einem kleinen Wohngebiet direkt am Wasser, keine 5 min entfernt von der Stadt.
Eigentlich wollten wir vom Mt. Rainer aus weiter Richtung Süden fahren, und als nächster Stopp ist Portland angedacht. Während wir aber das Besucherzentrum nahe des Nationalparks für eine dringend notwendige Katzenwäsche sowie dank freiem W-Lan für ein Update aus der digitalen Welt nutzen stoßen wir auf diverse Jobangebote in den Kanadischen Rocky Mountains. Gleichzeitig war uns zu Ohren gekommen, dass in der Hauptreisezeit während der amerikanischen Schulferien (also jetzt) viele Campingplätze ausgebucht, und die Preise hoch sind. All das zusammen führt zu unserer spontanen Entscheidung, kehrt machen und in der Hauptsaison in Kanada arbeiten. Besonders viel Stellen scheint es in Squamish und Whistler zu besetzen zu geben, weshalb wir uns auf direktem Weg hier eingefunden haben.
Wir schreiben einen Lebenslauf, und versuchen, uns als bestens qualifiziert für diverse Hilfsjobs wie Kellner im Café oder Logistik beim Ironman darzustellen. Das Besucherzentrum bietet eine schöne Basis hierfür, mit einer Sonnenterrasse und einem Café, und das Wetter ist auch bestens. Auch stoßen wir auf eine Ausschreibung für einen Housekeepingjob in Ukee, der Stadt auf Vancouver Island, in deren Nähe wir zwei Wochen surfen waren. Housekeeping? Naja bewerben kann man sich ja mal, denken wir uns. Die Resonanz auf unsere Bewerbungen ist dank des Bewerberengpasses hoch, und unsere neu erstandene SIM-Karte leistet uns gute Dienste, das erste Bewerbungsgespräch ist schon in der Tasche. Da ruft Ron an, von Vancouver Island, und möchte uns einstellen. Wir zögern kurz, bevor wir zusagen, und versprechen, am nächsten Tag die Fähre zu nehmen.
Vorher gibt es aber noch einen Ausflug nach Whistler. Der Ort sieht aus wie typischer Bergort, und ist auch jetzt, bei fast 30 Grad, rappelvoll mit Touristen. Von der Gondelstation aus kann man den Mountainbikepark sehen, und wir schauen ein paar verrückten zu, die sich die steilen Hänge hinunter stürzen und über Rampen springen. Ab und zu laufen Leute in voller Ski-/Snowboardmontur herum, was bei diesem Sommerwetter skurril wirkt.
Wir machen noch eine kleine Wanderung entlang eines wilden Bergflusses, bevor wir uns auf den Weg zu unserem Nachtquartier machen, dem Porto Cove Provincial Park, wo man auf dem Parkplatz campen kann wenn der eigentliche Campingplatz ausgebucht ist. So können wir am nächsten morgen noch unter die Dusche springen, bevor uns wieder auf den Weg machen nach Vancouver Island. Wir freuen uns darauf, an diesen schöne Ort zurück zu kehren.