Traum von Europa in Québec

In Montreal besuchen wir Anne und Julien, die gerade vor ein paar Wochen aus Paris nach Kanada gezogen sind. Zum Glück haben sie mittlerweile eine schöne Wohnung gefunden und sogar ein Schlafsofa, auf dem wir es uns gemütlich machen. Es ist fast, als wären wir wieder zu Besuch in Paris.

Montreal ist die einzige wirklich zweisprachige Stadt Kanadas. Traditionell gibt es englisch- und französischsprachige Viertel, doch mittlerweile mischt es sich zunehmend. Da wir aber mit unseren französischen Freunden unterwegs sind, bekommen wir eher den französischen Teil der Stadt zu sehen.

Für eine nordamerikanische Stadt ist Montreal sehr europäisch, mit einem gut ausgebauten Metronetz und ziemlich kurzen Wegen, sodass wir große Teile der Stadt zu Fuß erkunden, auf dem herbstlichen Wochenmarkt einkaufen und viel Kaffee trinken. Da die Winter hier sehr kalt sind, gibt es, ähnlich wie in Toronto eine “unterirdische Stadt”, ein Netz aus Passagen und Unterführungen, die so miteinander verbunden sind, dass man kaum nach draußen muss, sobald das Thermometer mal auf unvorstellbare -20 Grad fällt. Viele Gebäude sind direkt von dem unterirdischen Wegenetz zugänglich, sehr urban mit Ausstellungen, Cafés und den Foyers von Theatern und Museen. Nach den immer wiederkehrenden Mustern der nordamerikanischen Shoppingmal ist das sehr angenehm.

Neben der besten Poutine des Landes – Pommes mit Bratensoße und Käsestückchen – merkt man Montreal das französische Erbe an, und so freuen wir uns über leckere Croissants, Baguette viel Kaffee und die vielen Bars. Aber auch einen amerikanischen Diner wie aus dem Film findet man ohne Probleme.

Den besten Aussichtspunkt bietet sicherlich der Mont Royal, den wir des Abends erklimmen und gemeinsam mit einem Waschbärenpärchen die schimmernden Lichter der Stadt genießen.

Es ist zwar kühl aber sonnig, und so geht es mit einer Freundin von Anne und Julien zum Wandern. Der etwa eine Autostunde außerhalb der Stadt gelegene Berg scheint DAS Ausflugsziel der Montrealer zu sein, jedenfalls ist es ganz schön voll, und wir finden gerade so einen Parkplatz, im Garten von geschäftstüchtigen Anwohnern, die an einem solchen Wochenende sicher kein schlechtes Geschäft machen. Es ist sehr schön herbstlich, und das bunte Laub raschelt unter unseren Füßen. Oben angekommen haben wir einen weiten Blick auf das Umland und in der Ferne erkennt man die halbwegs vertrauten Straßenzüge Montreals.

Ist die Stadtstruktur in Montreal mit seinem Straßenraster noch eher amerikanisch, schlendern wir in Québec City durch Gassen mit kleinen Geschäften, Cafes und Restaurants. Die alte Stadtmauer umschließt noch einen Teil der Stadt und auf einem Berg tront ein großes Schloss, welches bei genauerem Hinsehen allerdings ein Fairmont Hotel ist. Am Fuß des kleinen Berges fließt der Sankt-Lorenz-Stroms und ganz wie zu Hause fährt immer wieder ein großes Containerschiff an uns vorbei.

Wir schlendern bis uns die Füße schmerzen und es dunkel wird über die ehemaligen Befestigungsanlagen der Stadt, durch die schönen Wohngebiete und den alten Stadtkern am Hafen und machen uns dann auf den Rückweg nach Montreal, von wo aus es morgen früh weitergehen soll nach New York City.

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