Premiumweine, Höhenangst und feinster Quietschestrand zwischen Margaret River und Esperence

Fährt man von Perth Richtung Süden wird die Landschaft zunehmend grüner, und die Steppe wird abgelöst von Feldern und Wiesen, und schließlich von Wäldern, die die Ausläufer der Great Southern Forests bilden.

Etwa drei Autostunden südlich von Perth liegt Margaret River, eine Region, die bekannt ist für einige der besten Surfspots des Landes, sowie für großartige Weingüter. Die Gegend wurde uns vielfach sehr ans Herz gelegt, und wir verstehen nun warum.

IMG_4542Entlang der Küste reihen sich traumhafte Sandstrände aneinander, unterbrochen von Klippenabschnitten. Im Hinterland liegt ein Weingut neben dem anderen und lädt zur Verkostung ein. Und die kleine Stadt, die der Region ihren Namen gibt strahlt Urlaubsflair aus. Hier wird erstmal Fish´n Chips gegessen bis wir fast platzen. Für Niko gibt’s nachhaltigen Hai der vorzüglich mundet.

Für unsere Surfambitionen steht der Wind allerdings ungünstig, weshalb wir uns lieber auf der Suche nach dem besten Wein aufs Rad schwingen. Margaret River ist umgeben von Weingütern und sobald wir aus der Stadt sind beginnen auf beiden Seiten der Straße die unendlich langen Reihen der Weingüter und erinnern uns an unsere harte Arbeit im Neuseeländischen Marlborough. Einziger Unterschied sind die ganzen Kängurus die, wie für ein Rennen aufgestellt in ihren Reihen los sprinten, als für vorbeifahren. Wir besuchen drei Weingüter und verkosten jeweils sechs Weine. Und tatsächlich ist ein Wein darunter, der uns eine ungeahnte Geschmacksexplosion beschert. Der Wein ist mehrfach prämiert und sündhaft teuer aber nach diesem Erlebnis scheint es besser nachzuvollziehen, wieso manche Menschen bereit sind so viel Geld für Wein ausgeben. Angeschwippst geht es im Eiltempo auf dem gut ausgebauten Radwegenetz zurück in unser sehr schönes Ökocamp im Wald. 

Weiter östlich werden die Wälder größer und dichter, riesige Eukalypten säumen die Straße. Nahe dem kleinen Ort Pemberton gibt es ein paar ganz besondere Bäume: An den Fire Spotting Trees sind seitlich Eisenstreben angebracht, die wie eine Wendeltreppe um den Stamm herumführen. Diese abenteuerliche Konstruktion wurde früher genutzt, um aus den Kronen der höchsten Bäume Waldbrände früh erkennen zu können. Heute werden hierzu Flugzeuge eingesetzt, die Bäume können aber immer noch erklommen werden. Wir sind ziemlich erstaunt, dass dies tatsächlich erlaubt ist, denn es sieht schon so aus, als könnte man recht leicht zwischen den Streben hindurch rutschen, und die Aussichtsplattform befindet sich in schwindelerregenden 75m Höhe! Niko überwindet die Höhenangst und wagt den Aufstieg. Hanna´s Adrenalinspiegel steigt schon vom zusehen.

Als ausgemachter Kletterfreund fasziniert mich der Gedanke auf einen 75m hohen Baum zu steigen sofort als wir davon hören. Wo sonst schließlich hat man die Möglichkeit ungesichert aber relativ ungefährdet auf eine solche Höhe aufzusteigen?

Als wir ankommen regnet es Bindfäden. Wir bleiben im Auto bis es leicht aufklart und waten dann durch große Pfützen durch den Wald. Außer uns sind noch zwei weitere Besucher unterwegs und beäugen einen etwas exponiert stehenden Baum, in den Eisenstangen geschlagen sind, sodass sie eine Art Wendeltreppe bilden. Ein Schild klärt über die Risiken eines Aufstiegs auf, warnt vor Nässe auf den Metallstangen und macht auf Winde in den oberen Bereichen aufmerksam. Mittlerweile ist die Sonne herausgekommen und trocknet langsam die Stäbe, sodass ich mich entschließe zumindest die ersten 25m bis zur ersten Plattform zu wagen.

Die Stangen sind in recht gleichmäßigen Abständen in den Baum geschlagen. In etwa 15m Höhe schaue ich nach unten und sehe Hanna als kleine Figur am Baum stehen, kurz darauf habe ich es geschafft und stehe auf der Plattform. Der Ausblick ist bereits hier beeindruckend und die Höhe schon jetzt im Bauch spürbar.

Nach kurzer Verschnaufpause gebe ich mir einen Ruck und setze den Aufstieg fort Richtung 65m Plattform. Unter meinen Füßen geht es steil nach unten, rechts von mir an den Metallstangen aber ist ein Netz befestigt. Wozu, damit mir beim Aufstieg kein Vogel ins Gesicht fliegt? 

Die Abstände der Stangen werden nun unregelmäßiger und meine latente Höhenangst macht sich bemerkbar. Obwohl ich mit großer Vorsicht unterwegs bin werden meine Beine immer weicher und fangen an zu zittern, definitiv nicht gerade das, was ich jetzt brauchen kann. Ich halte mich nah am Baumstamm des 250 Jahre alten Karri Baums und warte ab bis sich meine Mimosenbeinen beruhigt haben.

Mit der Höhe nimmt nun auch der Wind zu und der Baum beginnt leicht im Wind zu schwanken. Ich benutze nun häufiger beide Hände an jeder Stange, da die Abstände sehr weit geworden sind, und kralle mich ordentlich fest. Dann erreiche ich den ersten Teil der Plattform auf etwa 65m und es geht über Leitern weiter. Hier schwankt es nun stärker aber die Leitern sind jetzt zu den Seiten hin geschützt und so dauert es nicht mehr lange bis die oberste Plattform erreicht ist und es fallen Felsen von mir ab, was auf dem Video wohl unverkennbar ist. 

Der Baum ragt aus dem Wald hervor und unter mir wogen die Baumwipfel im Wind. Man kann sich hier oben gut vorstellen, wie damals nach Feuer Ausschau gehalten wurde, der Blick reicht weit in die Ferne und der Ausblick und das Gefühl den Aufstieg geschafft zu haben ist unbeschreiblich und ein Highlight unserer langen Reise! Da der Wind nun heftiger wird, mache ich mich schon bald wieder an den Abstieg, der beschwingt durch die Endorphinflut leicht von der Hand geht.

Ein kleiner Umweg ins Inland führt zum Stirling Range Nationalpark. Die Stirling Range ist eine Bergkette, die sich abrupt aus der flachen Ebene erhebt. Der höchste Berg im gesamten Südwesten ist der 1065m hohe Bluff Knoll, den wir natürlich erklimmen. Oben angekommen reißt zum Glück die Wolkendecke etwas auf, und wir werden mit dem weiten Blick über die Wälder des Südwestens belohnt.

Eine der letzten größeren Ortschaften vor den endlosen Weiten der Nullabor Plains ist Esperance, wunderschön gelegen an der Bay of Isles, einem Archipel aus über 150 teils winzigen Inseln. Im angrenzenden Cape Le Grand Nationalpark fühlen wir uns als hätten wir gerade einen kleinen Ausflug in die Karibik gemacht. Die Strände sind blendend weiß, so hell, dass der Sand trotz Sonnenschein kalt an den Füßen ist, und so fein, dass er beim darüberlaufen quietscht. Das Wasser ist strahlend türkis-grün. Würde man solche Bilder im Werbekatalog sehen, man würde denken da wurde nachgeholfen. Der Park ist außerdem bekannt für die Kängurus, die hier am Strand faulenzen, diese erweisen uns jedoch leider nicht die Ehre als wir ausgiebig die Bucht erkunden und schließlich den steilen Berg an seinem Ende erklimmen.

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