Im ewigen Gletschereis der Canadian Rockies

Die Nationalparks Banff und Jasper in den Rockies gehören zu den ältesten Kanadas und sind im Sommer wie im Winter vielbesuchte Ziele: Im Sommer erklimmen Wanderer die schneebedeckten Berge und bewundern die Gletscher und die farbintensiven Bergseen, im Winter tummeln sich die Skifahrer auf Pisten und Loipen. Die erste Etappe unseres Roadtrips ist gleich eine ordentliche Strecke: Von Vancouver bis nach Jasper in den Rocky Mountains sind es über 800km. Aber wir werden für die lange Fahrt mit atemberaubenden Ausblicken auf die schneebedeckten Bergspitzen belohnt.

Die Canadian Rockies sind berühmt für ihre türkisblauen bis jadegrünen Bergseen, Gletscher und schneebedeckte Gipfel, sowie jede Menge Wildlife. Von Bären über Elche bis hin zu weißen Bergziegen und den seltenen Caribous nennen diese Berge ihr zuhause.

Nachts wird es hier schon ganz schön kalt, mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt, und so quartieren wir uns im Hostel ein. Sowohl in Jasper, unserem ersten Ziel, wie auch in Lake Louise ist das jeweilige HI Hostel aus dem Jugendherrbergsverbund sehr urig und strahlt Berghüttenfeeling aus. In Lake Louise haben wir soar eine Sauna mit dabei, in der wir uns von den langen Wanderungen erholen können.

An unserem ersten Tag machen wir uns zusammen mit einer Spanierin aus unserem Hostel auf Erkundungstour. Wir machen mehrere kleine Wanderungen, bei denen wir eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaften erkunden. So kommen wir an kleinen Seen vorbei, die alle verschiedene intensive Blautöne haben, und können den “Angel Glacier” aus der Nähe betrachten. Von diesem Gletscher ist vor wenigen Jahren ein großes Stück abgebrochen und in den kleinen See an der Gletscherzunge gefallen. Dies hat eine Flutwelle ausgelöst, die große Teile des Wanderwegs und des Aussichtspunkts einfach weggespült hat. Das Gletschereis knarrt und knackt, und ab und zu lösen sich kleine Schneelawinen, aber zum Glück bricht heute kein großes Stück vom Gletscher los.

Der Weg von Jasper nach Lake Louise führt über den Icefields Parkway, einen Berghighway, der seinen Namen dem Columbia Icefield verdankt, an welchem er vorbei führt. Das Columbia Icefield ist ein Relikt der letzten Eiszeit, umrahmt von fünf Gletschern und wichtiger Wasserlieferant einiger großer Flüsse Kanadas. Hier lassen sich auch die Spuren der globalen Erwärmung ablesen: In den vergangenen 150 Jahren hat sich das Eisfeld um 1,6km zurückgezogen. Die Folgen, die ein weiterer Rückgang für die Wasserversorgung großer Teile des Landes haben dürfte kann sich wohl jeder ausrechnen.

Wir würden gern eine Gletscherwanderung machen, aber diese finden zu dieser Jahreszeit nicht mehr statt. Auf eigene Faust loszuziehen ist extrem gefährlich, und fast jedes Jahr verunglücken Besucher, wenn sie in Gletscherspalten fallen. Also entschließen wir uns, eine Bustour auf den Gletscher zu machen. Hierbei fährt man in einem hybriden Eisfahrzeug auf das vielleicht nicht mehr ganz so ewige Eis, mit Steigungen bis 30%, und kann dann über den Gletscher spatzieren, und bekommt einen guten Eindruck von der enormen Eismasse auf der man steht, und die sich soweit das Auge reicht zwischen den Bergen hindurch zieht. Und natürlich wird auch etwas Gletscherwasser getrunken, welches wirklich ganz hervorragend schmeckt.

Unsere spanische Begleitung gibt uns einen tollen Tip für unsere nächste Wanderung. Durch die Kombination verschiedener Trails kann man eine sehr abwechslungsreiche Runde Wandern, die an zwei historischen Teehäusern vorbei führt, und spektakulärer Blicke auf Bergseen und Gletscher bietet. Nachdem wir das erste Teehaus hinter uns gelassen haben wird der Trail deutlich leerer, nur einmal begegnen wir einen großen Gruppe Reiter. Das zweite Teehaus liegt über eine Stunde Fußmarsch von der nächsten Ortschaft entfernt, und alle Vorräte werden von den Angestellten hierher getragen, wenn sie nach ihren freien Tagen wieder ins Teehaus zurück kommen. Einmal im Jahr wird ein Helikopter gemietet, und fliegt alle nicht verderblichen Vorräte für die ganze Saison ein. Betrieben wird es seit Jahrzehnten von der gleichen Familie. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur Plain of Six Glaciers. Das letzte Stück führt über einen kargen Bergkamm und über uns knarren die Gletscher. Man hat ein bisschen das Gefühl man würde den Schicksalsberg erklimmen.

Weil die Gletscher uns faszinieren machen wir von unserer Basis in Lake Louise einen Ausflug in den benachbarten Yoho Nationalpark. Wir wollen den Iceline Trail wandern, der über der Baumgrenze an verschiedenen Gletschern vorbei führt. Es ist ein ganz schöner Aufstieg, aber dann bieten sich uns wirklich beeindruckende Ausblicke. Wir laufen knapp unter dem Gipfel entlang, rechts von uns das Panorama der schneebedeckten Gipfel, links von uns die Gletscher. An einen können wir sogar soweit herankommen, dass wir das blaue Eis berühren können. Sehr beeindruckend. Aber ein bisschen mulmig ist mir dabei auch zumute.

Als wir wieder am Parkplatz ankommen sind wir ganz schön erledigt vier Tagen wandern. Trotzdem würden wir gern noch länger bleiben. Die Canadian Rockies sind wirklich absolut beeindruckend.

Um unsere beanspruchten Beine etwas zu regenerieren geht es bevor wir uns an die nächste Etappe machen noch in eine der Thermalquellen in Banff. Mit Blick aufs Bergpanorama kann man wunderbar entspannen im fast 40 Grad warmen Wasser.