Canada, eh? Wir bauen einen Camper in Vancouver

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Bei schönstem Sonnenschein landen wir früh morgens in Vancouver, und machen uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Was wir nicht wussten: An diesem Tag spielen die USA in der Frauen Fußball WM in Vancouver gegen Kanada, was dazu führt, dass alle halbwegs erschwinglichen Unterkünfte restlos ausgebucht sind. Unsere Suche bietet uns immer mal wieder so schön Angebote wie ein einziges Bett in einem Männerschlafsaal für 40$. Übernächtigt und gefrustet malen wir uns schon aus, in irgendeinem Hausflur zu nächtigen, da finden wir ein erschwingliches AirBnB-Angebot. Das Haus ist frisch renoviert und bietet alle Infrastruktur die wir brauchen. Also richten wir uns halbwegs häuslich ein und machen uns mal wieder an die Planung unseres Aufenthalts. Es ist eine Mischung aus viel Organisation und Sightseeing.

In Vancouver kann man sicher sehr schön leben. Die Stadt liegt an einer Bucht und ist umgeben von Bergen. In die Natur ist es nicht weit, und auch die Stadt selber wirkt sehr lebenswert. Das schöne Sommerwetter lockt die Menschen auf die Straßen, an vielen Ecken wird musiziert, Menschen essen riesige Eiskugeln und flanieren durch die Innenstadt. Außerdem findet dieses Wochenende das Vancouver International Jazz Festival statt.

Hierbei verwandelt sich die ganze Innenstadt in ein Festivalgelände, auf verschiedenen Plätzen sind Bühnen aufgebaut, und über das ganze Wochenende finden Konzerte statt. Das meiste ist umsonst und draußen, und da das Wetter wunderbar mitspielt ist die Stimmung super. Zwischen verschiedenen Erledigungen kann man sich immer mal wieder ein Konzert anschauen, und die Innenstadt erkunden.

Die Stadt Vancouver weiß die Vorzüge ihrer geografischen Lage zu nutzen. An vielen Orten gibt es Grünflächen oder Fuß- und Radwege am Wasser. Ein besonders langer Weg führt durch den Stanley Park und zu drei Stadtstränden. Bei dem tollen Sommerwetter ist es hier brechend voll. Wie die Hamburger wissen auch die Vancouverites schönes Wetter zu schätzen, denn der Normalfall hier ist eher trübes Regenwetter. Wir setzen uns auf einen großen Treibholzstamm und essen einen leckeren Burger, bevor wir durch den riesigen Stanley Park wieder zurück Richtung Innenstadt laufen.

Ansonsten bereiten wir unseren Roadtrip vor, was vor allem bedeutet: wir recherchieren in allen möglichen Kleinanzeigenplattformen nach passenden Autos, und fahren dann quer durch die Stadt, um uns die potenziellen Gefährte anzuschauen. Während es in Neuseeland einen großen Markt an “Backpacker Vans”, also umgebauten Minivans, gibt, ist der Markt in Kanada eher klein. Wir entscheiden uns relativ schnell gegen den Kauf eines bereits umgebauten Autos und wollen den Ausbau selbst in die Hand nehmen. Die Herausforderung: Wir haben keinerlei Werkzeug und unsere Unterkunft nagt an unserem Budget. Außerdem haben wir auch keinerlei Campingequipment.
Aber: Alles ist möglich!

Wir erstehen einen ausgemusterten Familienvan Baujahr 1997 von einer sympathischen Familie. Der neue Wagen steht schon in der Einfahrt bereit, und wartet darauf die Nummernschilder von seinem Vorgänger zu übernehmen, sodass wir den Wagen zu einem Schnäppchenpreis bekommen. Die Versicherung hingegen ist kein Schnäppchen, denn in British Columbia gibt es nur eine (staatliche) Versicherungsgesellschaft und somit keinerlei Wettbewerb. Die Nummernschilder werden  getauscht, der freundliche Vorbesitzer macht mit uns noch Reifentausch und Ölwechsel, und wir sind stolze Besitzer eines Autos.

Über Facebook haben wir zwei Traveller aufgetan, die einiges an Campingequipment verkaufen. Wir treffen sie im Süden von Vancouver, beinahe an der Grenze zur USA und kaufen ihnen das gesamte Equippment ab. Ein Besuch bei IKEA weckt Heimatgefühle und versorgt uns außerdem mit Bettzeug sowie Hotdogs, welche in Deutschland allerdings deutlich besser schmecken. Hier gibt es keine Röstzwiebeln und die sauren Gurken kommen als Soße!

Wir machen uns einen Plan was unser Camper Van können soll und wie sich dies umsetzen lässt. Unsere asiatischen Vermieter leihen uns eine elektrische Bohrmaschine, Holz gibt es im Baumarkt, und weil die Mitarbeiterin im Werkzeugverleih lange in Deutschland gelebt hat, und sich über unseren Besuch freut, wird unser Holz mit saftigem Rabatt auf die richtige Größe zugeschnitten. Einen kleinen Teil des Holzes müssen wir mit der Hand sägen. Und dann geht der Umbau im Garten des AirBnB los.

In einem Tag Arbeit haben wir ein schickes Innenleben für den Van konstruiert. Eine große Box plazieren wir hinter den Frontsitzen, sodass wir an Regentagen auch im Auto sitzen, kochen und essen können. Eine zweite Box kommt in den hinteren Teil des Wagens. Diese lässt sich zur Hälfte öffnen, sodass wir unsere Kleidung verstauen können, die andere Hälfte ist vom “Kofferraum” aus zu zugänglich und bietet Stauraum für unsere Vorräte und Kochgeschirr. Ein Brett verbindet die beiden Boxen und verwandelt das gesamte Auto zu einem großen Bett.

Wir sind sehr zufrieden mit unserem Werk! Und nach einer knappen Woche, die jede Menge Nerven gekostet hat, kann der Roadtrip starten!

Unser erstes Ziel heißt: Surfen im Regenwald auf Vancouver Island!

 

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