Für die nächsten 3 Monate haben wir einen Job in Ucluelet, einem kleinen Fischerdorf an der Westküste von Vancouver Island. An der Grenze zum Pazific Rim National Park im Regenwald und dem besten Surfspot Kanadas. Die Fähre bringt uns auf die Insel, und wir fahren die uns schon bekannte Route Richtung Ucluelet, unserem neuen Zuhause. In Nanaimo nutzen wir noch einmal die Gelegenheit im großen Stil einzukaufen, und weiter geht es, beladen bis unters Dach.
Unser Chef Ron gibt uns einen kleinen Überblick über die Anlage, die ganz schön weitläufig ist, und zeigt uns unsere Unterkunft. Wir beziehen eine 2-Zimmer-Wohnung, voll ausgestattet, mit eigener kleiner Terrasse, nur eine Treppe oberhalb von Terrace Beach. Soweit: Volltreffer.
Am nächsten Tag treffen wir das Team, und werden von der Hauskeeping Managerin Sarah eingearbeitet. Die Arbeit ist nicht besonders anspruchsvoll, aber in den ersten Tagen wirklich anstrengend. Körperliche Arbeit sind wir wirklich nicht in dem Maß gewohnt.
Die Anlage besteht aus insgesamt 38 Einheiten, einige davon werden in einer großen Lodge als Hotelzimmer angeboten, die meisten sind aber Ferienhäuser mit mehreren Schlaf- und Badezimmern, Jacuzzi und großer Küche. Die Häuser sind auf einem relativ großen Areal verteilt und liegen direkt am Terrace Beach, an einer kleinen Bucht und im Wald. Hin und wieder kommen uns Rehe und Bären besuchen. Vieles ist zu Fuß zu erreichen, zu einigen Einheiten fahren wir mit einem Arbeitsvan. Und alles will bis 15 Uhr für die nächsten Besucher schön gemacht sein.
Das Preisniveau ist eher gehoben. Für die Hotelzimmer werden etwa 100$ fällig, die Ferienhäuser kosten mindestens 400$ pro Nacht. Trotzdem ist die Anlage häufig ausgebucht und wir dementsprechend buisy. Ist mal weniger los vergnügen wir uns in der Waschküche.
Das Team um uns herum ist super. Unser Chef Ron unterstützt uns wo er kann, wenn es ums surfen geht. Unsere direkte Vorgesetzte Sarah, deren Mann den größten Teil des Jahres auf einem Fischerboot, weit weg von Zuhause, über die Meere schippert, versorgt uns regelmäßig mit köstlichem Lachs aus ihrer überquellenden Tiefkühltruhe.
Nachdem wir uns an die Arbeit gewöhnt haben, widmen wir uns mehr und mehr dem Surfen. In einer Abstellkammer finden wir ein Surfbrett, dass uns Ron prompt schenkt. Eine Surfbrettmanufaktur im Ort repariert uns die Macken und wir starten von, sagen wir mal von 10 auf 100, denn das Brett ist durch seine geringe Länge von 6.10 Fuß eher ein Performance- als ein Anfängerbrett und beschert uns in der ersten Zeit einige ausgedehnte Waschgänge in der Welle. Von einem abreisenden Australier erstehen wir ein zweites, mit 6.3 Fuß noch kürzeres Brett mit aber mehr Volumen und somit mehr Auftrieb und ab jetzt geht es fast jeden Tag nach der Arbeit an den Strand.
Unser Favorit ist der Parkplatz am Incenerator Rock. Es gibt nur wenige Stellplätze, mit etwas Übung bekommt aber aber immer einen ab und steht dann unmittelbar am Strand und kann sich sofort in die Wellen stürzen.
Etwas wilder sind die Wellen am Wickaninish Beach. Von den Stürmen im Winter ist der unendlich lange Strand voller Baumstämme. Hier machen wir häufig nach dem Surfen am Long Beach noch einmal Stopp für den Sonnenuntergang. Ein wunderschöner Ort.
An unseren freien Tagen erkunden wir die anderen Naturwunder der Insel. Ein großer Teil des Pacific Rim Nationalparks besteht aus Regenwald, durch welchen sich viele Tracks ziehen. Einige sind sehr populär und mit Infotafeln als Lehrpfade ausgestaltet, von anderen erfahren wir durch unseren einheimischen Kollegen und wandern durch einsame Gefilde und zu verlassenen Stränden.
Ende Juli finden traditionell die Ukee Days statt. Wir nutzen die Gelegenheit um uns endlich mal Logging Sports anzuschauen, bei dem sich die Kontrahenten mit Motorsägen duellieren. Wer als erstes eine Baumscheibe vom Stamm gesägt hat, die eine bestimmte Dicke nicht überschreiten darf, gewinnt. Als die regulären Wettkämpfe ausgetragen sind, dürfen die Freaks ran. Die Motorsägen sind nun bis zum Maximum aufgemöbelt, machen einen Höllenlärm und überall gucken Kabel und Sicherungen heraus. Am Ende des Spektakels schnappen wir uns eine der perfekt abgesägten Baumscheiben und haben fortan ein schönes, neues Schneidebrett.
Zur Feier meines Geburtstages fahren wir mit einem Walbeobachtungsboot an der Küste entlang. Der Nebel ist an diesem 13. August so dicht, dass wir das Meer lange Zeit nur wenige Meter weit sehen können. dann klart es aber schließlich noch einmal auf und wir bekommen einige Buckelwale, einen Grauwal und einige Seelöwen zu Gesicht.
Die Seelöwen schauen wir uns vom Kajak noch einmal genauer an. Während die männlichen Tiere stolz ihre massigen Körrper zur Schau stellen, liegen die Weibchen in einer großen Gruppe im Wasser und strecken die Flossen in die Sonne.
Auf der anderen Seite der Bucht erhebt sich, von weitem sichtbar, Mount Ozzard etwa 800 Meter in die Höhe. Ein sehr steiler Trail führt bis auf den Gipfel und offenbar einen tollen Blick auf die Landschaft, die Küste und die Insellandschaft davor. Genutzt wird der Berg von einer militärischen Radarstation, deren Alarm ich beim Erkunden des Geländes auslöse. Glücklicherweise scheint die Polizei heute besseres zu tun zu haben und so kommen wir unverhaftet wieder am Fuß des Berges an, wo unser Wagen parkt.