Calgary ist eine Millionenstadt östlich der Rockies, die in den 60ern mit dem Ölboom praktisch explodiert ist. Auch heute noch beruht die Wirtschaft der Stadt stark auf dem Geschäft mit dem Öl, weshalb der Wachstumsschub der vergangenen Jahre mit der aktuellen Kriese gedämpft wird.
In Calgary besuchen wir Carrie, mit der ich in der 11. Klasse einen Schüleraustausch gemacht habe, und die ich seit 13 Jahren nicht mehr gesehen habe.
Wir kommen nachmittags in Calgary an. Als wir am Stadion vorbeifahren, drängen sich Menschenmassen über die Straße. Spontan beschließen wir zu versuchen, Karten zu ergattern. Als wir einen Parkplatz gefunden haben, wollen die bei den Herren aus dem Auto in der Nachbarparklücke zwei Karten verkaufen und schwupps sind wir im Besitz zweier Tickets für das “Lokalderby”: Calgary Stampeders gegen Edmonton Eskimos. Es wird übrigens American Football gespielt.
Die Plätze sind super, weit vorne mit perfektem Blick aufs Spielfeld, und im Laufe des Matches erarbeiten wir uns so langsam die Spielregeln. Die Stimmung ist super, auch wenn die “Stamps” letztendlich 11:15 verlieren. Besonders hat es uns das Touchdown Horse angetan, dass mit Fanaccessoires behängt bei jedem Touchdown über das Spielfeld galoppiert.
Wir treffen Carrie in ihrer Wohnung, wo sie vor kurzem erst eingezogen ist. Es geht schnell, dass die anfängliche Unsicherheit nach so einer langen Zeit, die wir uns nicht gesehen haben, verschwunden ist, und es fühlt sich wirklich nicht so an, als hätten wir uns das letzte Mal gesehen als wir 17 waren. Wir schlendern über die hippe 17th Street, und stärken uns mit einem astreinen Burger.
Am nächsten Tag gibt es eine Stadtführung mit Carries Freund Dee, der aus Calgary kommt und sich deshalb gut auskennt. Wir besuchen den Prince´s Island Park, der sich am Rand der Downtown auf einer Flussinsel befindet. Die Bäume sind herbstlich gefärbt und bilden mit dem kristallklaren Fluss ein schönes Farbenspiel. Über die erst vor wenigen Jahren erbaute Peace Bridge laufen wir zum War Memorial. Hier wurden für jeden im ersten Weltkrieg gefallenen kanadischen Soldaten ein Baum gepflanzt. Wo genau diese Bäume stehen finden wir leider nicht heraus, denn die Bäume vor Ort sehen nicht aus, als wären sie in den 20ern gepflanzt worden, wie es auf der Plakette steht. Carrie und Dee erzählen uns, dass eine Lieblingsbeschäftigung der Calgarianer im Sommer daraus besteht, sich in einem, mit Getränken gefüllten Schlauchboot den Fluss hinuntertreiben zu lassen. Ein verlockender Gedanke!
In einem schicken Shoppingcenter in der Innenstadt Calgarys befindet sich im obersten Stockwerk ein tropischer Garten. Das riesige Glasdach wirkt für den Garten mit Teichen und Palmen wir ein Treibhaus, das allerdings gut belüftet wird und tatsächlich entsteht eine Tropenatmosphäre mit Blick auf die glitzernden Bürobauten der Downtown.