Unser Roadtrip neigt sich dem Ende zu und nach den traumatischen Erfahrungen des Autoverkaufs in Auckland beschließen wir, bereits in Melbourne nach Interessenten Ausschau zu halten. Über Facebook Gruppen bieten wir den Wagen zum Verkauf an und versuchen trotz ab jetzt konstant erhöhten Stresspegels die Stadt entspannt zu erkunden.
Mehrfach zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt steht Melbourne heute nicht mehr im Schatten Sydneys, sondern hat sich eine eigene Identität geschaffen. Vom Federation Square lässt sich die Kernstadt prima zu Fuß erkunden oder mit der kostenlosen Tram befahren. Unterschiedliche “self guided tours” weisen den Weg durch die schmalen Gassen der Metropole, in denen kleine Geschäfte, Cafes und Restaurants für buntes Treiben sorgen. Immer wieder schützen Arkadengänge vor der Witterung und verwinkelte Einkaufszentren und Galerien bieten Abkürzungen durch die Häuserblöcke.
Am Hafen entsteht mit den “Docklands” ein neuer, moderner Stadtteil, vergleichbar mit der Hamburger HafenCity. Ein viel zu breiter Boulevard führt in das Hafenquartier, die Gebäude großer Firmenzentralen dominieren in diesem Bereich das Bild. Eine Promenade mit kleinen, kubischen Cafes führt am Wasser entlang, dahinter sind bereits mehrere Reihen Wohngebäude fertiggestellt, die dank unterschiedlicher Höhenstaffelung alle Blick auf die Marina genießen. Die Gassen dahinter wirken noch etwas improvisiert.
Im Zentrum des Quartiers ist der Einzelhandel untergebracht. Mehrere Ebenen sind mit (Roll-) Treppen und Brücken verbunden und die verwinkelten Wege erinnern an die Gassen der “alten” Innenstadt Melbournes. Teile der offen gestalteten Einkaufsstraße sind überdacht, an kleinen Plätzen ist Außengastronomie untergebracht.
Auf der anderen Seite der Docklands sorgt ein pompöses Riesenrad und ein Spiegelkabinett für Amüsement. Die kostenlose Tram Linie bringt uns aus dem Quartier zurück in die Innenstadt, durch die sich unweit des Federation Square der Yarra River schlängelt.
Tatsächlich ist das heutige Gebiet Melbournes seit über 35.000 Jahren besiedelt und diente über die Jahrtausende als wichtiger Treffpunkt und Frischwasserquelle für 20.000 Menschen unterschiedlicher Aborigines Stämme. Melbourne versteht sich als Kulturhauptstadt Australiens und neben den großen großen Museen informieren hier und da Tafeln über kleinere und größere Zerstörungen der alten Kultur und tatsächlich begegnet man im sehr Kosmopoliten Melbourne unterschiedlichsten Kulturen, nur die eigenen Ureinwohner sucht man hier vergeblich. Mit etwas über 0,6% der Bevölkerung ist Victoria der Staat mit dem geringsten Anteil an Aborigenes in Australien.
Wir übernachten in Melbourne in unserem Campervan, den wir an einem großen Park abgestellt haben. Die ersten Interessenten an unserem Auto verlieren wir, nachdem bei einer Inspektion die Spuren unserer defekten Zylinerkopfdichtung gefunden werden. Wir reichern das Kühlwasser erneut mit einer angeblich wirksameren Paste an und hoffen auf eine Wunderheilung auf dem Weg nach Sydney.