Schiffahrt nach Battambang

Es ist vor allem die lange Bootsfahrt, die uns den Trip nach Battambang machen lässt. Auch wenn uns die französische Kolonialarchitektur und die wohl sehr entspannte, authentisch kambodschanische Atmosphäre der Stadt ebenfalls interessiert.

Man sagt uns, um 7.30 Uhr werden die Segel gehisst, also sind wir zum Sonnenaufgang um 6 Uhr auf den Beinen und warten auf unser Shuttle-TukTuk. Der Transfer ist Asienlogistik par excellence: wir sitzen und stehen gestapelt und halb unter den Gepäckstücken begraben zu zwanzigst in einem Minibus, der für ca. 12 Personen ausgelegt ist. Und natürlich muss man pro Passagier einen großen Koffer bzw. Rucksack dazu rechnen. Das Boot legt eine Stunde nach deutscher Pünktlichkeit ab und ist beladen bis aufs Dach. Tatsächlich hat nur jeder zweite Passagier einen regulären Sitzplatz. Jeder der später kam sitzt mit Gepäck auf dem Dach. Die maßlose Überbeladung macht sich dann nach der ersten Hälfte der Fahrt auch bemerkbar. Wir haben mittlerweile den größten Süßwassersee Südostasiens, Tonlé Sap überquert und sind schon stundenlang in sich endlos durch die Landschaft schlängelnden Flüssen unterwegs. Wir sind durch schwimmende Dörfer gefahren, in denen Schulen, Häuser, Läden, einfach alles auf Pontons gebaut ist. Ab und an werden Passagiere oder Waren von kleinen Booten an unser Schiff gebracht und steigen zu, bzw werden eingeladen. Auch als Postboot fungieren wir anscheinend, denn auch ein großer Brief wird an Bord gereicht. Damit die Bewohner der schwimmenden Dörfer bescheid wissen wird bei Einfahrt in den Ort laut gehupt.

Der Fluss ist die Lebensader für alle hier lebenden Menschen. Das Ufer ist gesäumt von Reusen und immer wieder passieren wir riesige Senken, deren Netze mit einer Spannweite von mind. 5 Metern durch einen fein eingestellten Hebel mit reiner Menschenkraft leicht aus dem Wasser gezogen werden können. Diesen eindrucksvollen Mechanismus dürfen wir immer wieder bestaunen, da unser Schiff offenbar kleinere Fischschwärme in die Netze treibt, die dann unmittelbar gehoben werden.

Wir haben immer weniger Wasser unterm Kiel oder das Boot ist für die schiere Menschenmasse an Bord nicht konstruiert. Zumindest kommt es ab der zweiten Hälfte der Fahrt immer wieder vor, dass der Kapitän das Boot bei schärferen Kurven stoisch geradewegs in die Uferböschung lenkt. Mit einem langen Holzstab wieder abgestoßen, geht es dann weiter. Man fragt sich unweigerlich, wie eine Passage gegen Ende der Trockenzeit überhaupt noch möglich sein soll.

Die Sonne brennt gnadenlos und so sind wir froh, als wir mit dreieeinhalb Stunden Verspätung (also nach über 8 Stunden Boootsfahrt) Battambang erreichen.

Battambang ist insgesamt relativ unaufgeregt und unaufregend. Eine recht beschauliche Stadt mit schöner Kolonialarchitektur, der man nicht anmerkt, dass sie die zweitgrößte Stadt des Landes ist. Es gibt aber mehrere große Märkte und unser Hotel fährt mit Pool im 3. OG und Dachterrasse im 6. OG auf. Wir lernen in einem Kochkurs die Feinheiten der Khmer-Küche kennen und zaubern köstliche Amok Gerichte. Auch eine Fahrt mit der Bambusbahn, einem skurrilen Gefährt ähnlich einer Draisine lassen wir uns nicht entgehen. Dieser besteht aus einer namengebenden Bambusplatte die auf zwei Achsen über ein altes, von den Franzosen angelegtes, Gleis fährt. angetrieben wird das ganze von einem kleinen Motor. Wenn sich zwei solcher Vehikel begegnen wird das weniger beladene schnell auseinander gebaut, das andere kann passieren, und weiter geht die Fahrt. Eigentlich dient das Gefährt den Einheimischen zum Transport von Waren, als wir in der untergehenden Sonne unsere Fahrt antreten sind jedoch ausschließlich Touristen zu sehen.

In der angenehmen Begleitung unseres Mitreisenden Raphael lassen wir unseren letzten Abend bei Bier auf der Dachterrasse ausklingen und legen uns dann in unser gemachtes Bett im “Hotel Bus” Richtung Phom Penh.

 

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