Die kleine Küstenstadt Hoi An war früher ein bedeutender Hafen auf der Seidenstraße und der größte Hafen Südostasiens. Erst im 18. Jahrhundert verlor der Hafen an Bedeutung, als der Warenverkehr sich mehr und mehr ins nahe Danag (heute drittgrößte Stadt des Landes) verlagerte. Diesem Umstadt ist aber wohl die heutige Attraktivität der historischen Altstadt zu verdanken, die nach dem Niedergang des Handels weitgehend unangetastet, und blieb auch während des Vietnamkrieges vor den amerikanischen Bomben verschont. Die Altstadt wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe gekürt, was der Stadt einen unübersehbaren touristischen Aufschwung gebracht hat.
Die Stadt begrüßt uns mit Regen. Wir ergreifen die Gelegenheit, das Nachtleben zu erkunden, und uns den nächsten Tag in einem Restaurant mit exzellenten lokalen Spezialitäten einzunisten, und an unseren Reiseberichten zu arbeiten. Draußen schüttet es ununterbrochen wie aus Eimern, an Sightseeing ist nicht zu denken. Ab und zu radeln ein paar Touristen oder Einheimische umhüllt von zeltartigen Regencapes vorbei.
- Heimatgefühle
Wir überlegen schon, weiterzufahren, aber pünktlich nach dem Frühstück klart es auf, und wir können endlich die Altstadt erkunden. Die meisten Häuser beherbergen Restaurants, Schneidereien, Kunsthandwerks- oder Souvenirläden. Die Atmosphäre ist wirklich schön. In der Altstadt sind Autos verboten, teilweise sogar auch Motorräder, nur ein paar Radfahrer drängeln sich zwischen den Fußgängern hindurch. Aus Lautsprechern an den Straßenlaternen tönt seichte Musik, über den Straßen baumeln bunte Lampions und man kann ganz hervorragend flanieren. Tun wir auch ausgiebig.
Abends ist Earth Hour, und hier in Hoi An wird ein richtiges Event daraus gemacht. Überall gibt es kleine Musik- und Theateraufführungen, am Fluss werden schwimmende Kerzen verkauft, und zu 20:30 gibt es einen Countdown und die Lichter werden für eine Stunde ausgemacht. Nun leuchten nur noch die Kerzenschiffchen auf dem Wasser, und die eine oder andere Petroleumlampe, die dafür sorgt, dass die Gäste in den Restaurants ihr Essen noch sehen können. Eine sehr schöne Stimmung vor der historischen Kulisse.
- Im Fluss liegen viele große und kleinere Fischerboote vor Anker
- Fliegende Händler und Essensstände bieten allerlei Leckereien feil
- Nationaltypische Cao Lau
- Leckere Muschelsuppe
- Wer nicht laufen kann oder will lässt sich fahren. Vor allem bei den asiatischen Touristen ein beliebtes Fortbewegungsmittel
- Einige historische Häuser lassen sich besichtigen, mitunter wird man allerdings zur Kasse gebeten um einen Blick erhaschen zu können
- Gegen Abend wird sich auf das Geschäft mit dem Klim-Bim vorbereitet
Den folgenden Tag nutzen wir bei schönstem Sonnenschein für eine Radtour zum etwas außerhalb der Stadt gelegenen Strand, und planschen ein bisschen in den Wellen, bevor wir uns auf die lange Fahrt nach Mui Ne im Süden machen.
Der Strand ist touristisch gut erschlossen. Für die Fahrräder gibt es gegen Gebühr ein Parkticket, der erste Strandabschnitt ist fast lückenlos von Liegen besetzt. Hanna plagt der Hunger, also setze ich mich in den Schatten eines kreisrunden, bootsähnlichen Konstruktes und fotografiere Menschen, die Menschen fotografieren.
- Mit dem Rad geht es durch die Reisfelder zum Strand
- Ein recht unpraktisches, weil kreisrundes Boot
- Fliegende Händler mit sehr günstigen, originalen Markensonnenbrillen
- Frau fotografiert Frau
- Mann fotografiert Mann
- Frau fotografiert Frau in aufwendiger Pose
- Mann fotografiert sich selbst
- Mann pinkelt unauffällig an die Wasserkante
- Als die Flut sich zurückzieht sammelt eine alte Frau Feuerholz
- Die runden Boote liegen überall herum und werden, wie wir später auf der Reise beobachten, zum ufernahen Fixieren und Einholen der Netze genutzt
- Abseits der Standlieegenburg ist der Strand völlig verlassen. Nur nur einige, Jahrzehnte alte und nie fertiggestellte Hotelprojekte zeugen vom geplatzten Traum einiger Investoren
Kleine Anekdote zum Touristenbeschiss #2: Abends auf dem Weg zum Hotel holen wir uns noch einen kleinen Snack, ein Baguette belegt mit Fleisch oder Ei nach Wahl, dazu Gemüse, Kräutern und Soßen. Vor uns stehen einige Vietnamesen in der Schlange, und da keine Preise ausgewiesen sind, versuchen wir herauszufinden, was so ein Baguette wohl kostet. Scheint etwas unter 10.000 VND zu sein. Als wir dran sind bestellen wir, und geben dem Verkäufer unseren 10.000er. Der will aber 20.000 haben. Offensichtlich Touristenpreis. Das gibt es oft, dass Touristen mehr zahlen müssen, aber hier ist doch recht dreist, da wir ja offensichtlich gesehen haben, was die Einheimischen zahlen. Wir warten noch ein bisschen ab, die Locals werden nun immer um den Stand herumgeschleust, wir vermuten, damit wir nicht sehen, wie wenig sie zahlen. Wir sehen es trotzdem. Schließlich zahlen wir den geforderten Preis – wir möchten schließlich unser Baguette gern essen, und da 20.000 VND ca. 1€ sind, ist der Preis für uns auch machbar. Wir machen uns aber einen Spaß daraus, unser Brötchen sehr sehr langsam am Stand zu essen, und dabei jede Transaktion genau zu beobachten, was den Betreibern offensichtlich unangenehm ist.