Bevor es wieder in den Großstadtdschungel nach Ho Chi Minh City aka Saigon geht legen wir einen Stopp in Mui Ne ein, für eine Ladung Sommer, Sonne, Strand und Meer.
Von Hoi An sind es gute 700km, für die wir im Nachtbus etwa 16 Stunden brauchen, ein 1,5-stündiger Zwischenstopp in Nha Trang eingeschlossen. Hier müssen wir den Bus wechseln, dafür aber einige Kilometer durch die Stadt fahren. Ich bin leicht angenagt, und dann will uns der Taxifahrer auch noch über´s Ohr hauen, und nicht den Betrag, den das Taxometer zeigt, sondern den, den er uns vorher als grobe Schätzung des Maximalpreises genannt hatte. In meiner gereizten Stimmung treibe ich ihm das schnell wieder aus. Die drei chinesischen Damen, mit denen wir das Taxi geteilt haben, schauen etwas verduzt drein.
Niko überzeugt mich schnell, dass es mehr Sinn macht, den morgendlichen Stopp am Meer zu genießen, als sich zu ärgern. Also flanieren wir zum Sonnenaufgang durch die Bucht von Nha Trang, mit einem vorzüglichen Baguette auf der Hand, und schauen den Locals beim morgendlichen Fitnessprogramm zu.
Mui Ne ist eigentlich ein kleiner Fischerort, als Touristenziel wird allerdings der 10km lange Küstenabschnitt südlich davon angepeilt. Die Gegend ist DER Kitesurf-Spot in Vietnam, und am Strand reiht sich eine Kiteschule an die andere. Wir spielen mit dem Gedanken, auch einen Kurs zu machen, und so das Repertoire an rudimentär beherrschten, material- und kostenintensiven Funsportarten noch zu erweitern – leider flaut der Wind ab, und so verschieben wir dieses Ereignis schweren Herzens. Stattdessen planschen wir im lauen Wasser, genießen die Aussicht auf´s Meer von unserer Terrasse und schlemmen hervorragende Baguettes und Fruchtshakes.
Mui Ne ist außerdem bekannt für große Sanddünen, die sich direkt außerhalb der Stadt auftun. Tatsächlich ist Mui Ne einer der trockensten Orte des Landes, mit einem wüstenartigen Mikroklima. Unser Bungalownachbar leiht uns großartiger Weise sein Motorrad, und wir fahren los die Dünen erkunden, in der Tasche eine aus dem Internet abgeschriebene Wegbeschreibung. Diese nennt als ein Landmark eine Tankstelle, die einzige auf der ganzen Strecke. Weil “richtige” Tankstellen in der Regel günstiger sind, beschließen wir, hier den Tank nochmal aufzufüllen, auch wenn er noch etwa halb voll ist. Und erleben völlig unerwartet Touribeschiss #3.
Exkurs: Touribeschiss #3. Wir bestellen “Volltanken”. Der Tankwart legt los, und ich sehe schon, dass auf wundersame Weise auf einmal die Anzeige nicht mehr läuft. Er hängt den Tankstutzen zurück, und husch husch kommt eine Frau an, tippt etwas in ein kleines Tastenfeld an der Seite, und oh Wunder! Es erscheint ein Betrag von 150.000VND, etwa 7€. Selbst bei leerem Tank ist dies ein unmöglich hoher Betrag. Tatsächlich wurden aber nur ca. 2 Liter nachgetankt, denn der Tank war ja noch recht gut gefüllt. Es folgt eine längere Diskussion mit Handzeichen, denn natürlich wird kein Englisch gesprochen. Wir sind tatsächlich etwas ratlos, was wir nun tun sollen. und natürlich wissen weder wir noch die 2 von der Tankstelle, wie viel wirklich getankt wurde. Schließlich wollen sie den Tank aussaugen – natürlich komplett. Der Mann holt Schlauch und Kanister (ich prüfe ob der auch leer ist, sicher ist sicher), die Frau saugt den Sprit an, und selbiger läuft aus unserem Tank. Sie versucht, uns die Sicht in den Tank zu versperren, wir widersetzen uns dem. Bei ungefähr der ursprünglichen Tankfüllung zieht Niko den Schlauch aus dem Tank. Es folgt ein angedeutetes Handgemenge. Schließlich beschließen wir, jetzt zu fahren, sie guckt eingeschnappt, wir düsen davon – und fragen uns, warum sowas sein muss?
Die Dünen sind jedenfalls beeindruckend. Schon entlang der wirklich schönen Küstenstraße sieht die Landschaft sehr nach Wüste aus. Dünen mit karger Vegetation, Kakteen und flaches Gebüsch. Die “White Dunes” sind mehrere hohe Dünen aus feinem weißen Sand, in der Ferne sieht man das Meer und den “White Lake”. Nur die anderen Touristen, die mit Quads durch die Dünen jagen, stören die Idylle etwas. Sind aber auch sehr unterhaltsam anzuschauen.
Auf dem Rückweg halten wir zum Sonnenuntergang an den “Red Dunes”. Diese sind etwas kleiner als die “White Dunes”, und der Sand ist namensgebend rötlich. Hier ist zu Sonnenuntergang einiges los, diverse Tourgruppen drängeln sich auf den Dünen, und leider sieht man auch die Hinterlassenschaften der Besucher, in Form von Plastiktüten, Dosen, Einweggeschirr… Schön ist die Landschaft trotzdem.
Auf dem Weg nach Hause gibt es noch lecker Fisch vom Grill, und später den einen oder anderen Drink in der Strandbar mit unserem Nachbarn.