Ein Melting-Pot aus Neu und Alt, Tradition und Moderne, Wolkenkratzern und Straßenständen und wahrscheinlich mehr Motorrädern als Einwohner – das ist Ho-Chi-Minh-City.
Schon von weitem tut sich die Skyline der Metropole am Horizont auf, und wir tauchen noch einmal ein in das Chaos der Großstädte Südostasiens. Unsere Fahrt aus Mui Ne ist ausgesprochen entspannt und der Bus lässt uns in fußläufiger Entfernung von unserem Hotel raus. Im Bezirk 1, dem “Backpackerviertel” der Stadt, wuselt es nur so auf den Straßen, an jeder Ecke werden Baguettes oder Suppe verkauft, und in kleinen Straßenkaffees sitzen Einheimische neben Touristen und schauen sich das bunte Treiben an.
Wir lassen es ruhig angehen am ersten Abend in der Stadt, und verschaffen uns bei Cocktail-Happy Hour und sehr leckerem Essen einen Überblick von der Skybar aus. In der Ferne glitzern die modernen Hochhäuser, dazwischen und unter uns die kolonialen Gebäude mit ihren oft grünen Balkonen.
Frisch und ausgeschlafen machen wir uns in der Hitze der Stadt wieder einmal auf die Reise in die Vergangenheit, und besichtigen eine der Hauptattraktionen der Stadt, das “War Remnants Museum”. Draußen ist einiges an Kriegsgerät ausgestellt, und es ist schon etwas befremdlich, wenn asiatische Mädchen in lokaler Manier grinsend und winkend davor posieren – wobei das Victory-Zeichen hier ja eigentlich ganz gut hinpasst… Drinnen gibt es vor allem Fotos, die die unterschiedlichsten Szenen des Krieges zeigen. Besonders berührend ist der “Agent Orange Room”, in dem die Auswirkungen des mit Dioxin verunreinigten Entlaubungsmittels zeigen, das von den Amerikanern tonnenweise über Vietnam versprüht wurde, um dem Viet Cong den Schutz des Dschungels zu nehmen. Noch heute werden Kinder mit extremen Fehlbildungen geboren, weil deren Großeltern dem Gift ausgesetzt waren. Wir hatten im Reiseführer gelesen, dass es etwa 9 Millionen behinderte Vietnamesen gibt, und uns über diese hohe Zahl – 10% der Bevölkerung – gewundert. Nun scheint klar, warum diese Zahl so hoch ist.
Gleich nebenan befindet sich der Palast der Wiedervereinigung. Das moderne Gebäude steht in einem sehr repräsentativen Park mit großem Springbrunnen, was einen seltsamen Kontrast bietet. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt wie es dazu kam: Die Franzosen bauten hier im 19. Jahrhundert einen Palast für ihren Gouverneur. Dieser wurde zerstört, und das heutige moderne Gebäude an seine Stelle gebaut. Hier war der Sitz der südvietnamesischen Regierung vor und während des Krieges mit Amerika. Am 30. April 1970 fuhr die nordvietnamesische Armee mit einem Panzer durch das Tor und die Soldaten hissten ihre Flagge vom Dach des Gebäudes. Dies war das Ende des Krieges in Vietnam, und auch das Ende der Teilung des Landes. Heute kann man das komplette Gebäude besichtigen, die großen Räume sind noch original eingerichtet, und auch der Bunker unter dem Gebäude, mit den verschiedenen Kommunikationsgerätschaften steht zur Besichtigung offen.
Die übrige Zeit bummeln wir durch die Stadt und genehmigen uns hier und da lokale Leckereien, schlendern über Märkte, und genießen noch einmal das geordnete Chaos Südostasiens, bevor wir den Flieger nach Taipei besteigen.