Welcome to Taiwan

Unser nächstes Ziel heißt Taiwan, und wir sind gespannt was uns erwartet. Bisher haben wir uns ja weitgehend entlang erprobter Backpackerrouten bewegt, auch wenn wir immer wieder versucht haben, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Den Flug nach Taipei haben wir dann relativ spontan gebucht. Ich fand Taipei ein spannendes Reiseziel, seit ich irgendwann Anfang der 2000er Jahre eine Doku über Taipei 101, damals das höchste Gebäude der Welt gesehen habe. Ich fand es faszinierend und verrückt, dass ausgerechnet in der erdbebenreichsten Region der Erde das höchste Gebäude der Welt entstehen soll. Ansonsten hatten wir kaum Informationen über das kleine Land vor der Küste Chinas.

Taipei empfängt uns mit warmen 26 Grad und einer sehr entspannten Einreise. Hier warten nicht nur neue Eindrücke, sondern auch ein Wiedersehen auf uns: An der MRT-Station wartet schon Ole auf uns, der sein digitales Nomadenleben zeitweilig auf unseren Kurs bringt, und uns in Taiwan begleitet. Schön, nach fast einem halben Jahr mal wieder ein Hamburger Gesicht zu sehen!
Außerdem treffen wir Tomas wieder, den wir auf Koh Ta Kiev kennengelernt haben, und der für ein Jahr in Taipei studiert. Er hat uns sogar eine Unterkunft organisiert, und so beziehen wir für ein paar Tage das WG-Zimmer von Madita, während sie sich auf den Philippinen vergnügt.
 
Unser Eindruck von Taipei zeigt wieder einmal, wie subjektiv die Wahrnehmung von Orten ist. Wir hatten das schon in Bangkok erlebt, das viele als schmutzig, chaotisch und laut wahrnehmen, wir hingegen fanden es, aus Manila kommend, sehr modern, geordnet und sauber. Hier in Teipei ist es ähnlich.
 
Denkt man an Taiwan stellt man es sich sehr exotisch vor, und vermutet einen gehörigen Kulturschock. Für uns fühlt es sich nach den Monaten in Südostasien fast an wie Nachhausekommen. Die Stadt ist sehr modern, die MRT fährt alle paar Minuten, die Straßen sind sauber, der Verkehr geordnet und die Preise fix. Taiwan ist außerdem wahrscheinlich eins der freundlichsten Länder der Welt.
 
 
 
 
Zum Ostermontag gönnen wir uns ein Stück Heimat: Wir frühstücken in der “Bäckerei Ursel”, einer deutschen Bäckerei mit Restaurant. Das als Fachwerkhaus getarnte Gebäude könnte tatsächlich auch in Süddeutschland stehen, und sowohl Schwarzbrot wie Kaffee sind ganz hervorragend!
Wir erkunden unsere Nachbarschaft, das Dongmen-Viertel, ein buntes Viertel mit Studentenflair und vielen kleinen Läden. Abends geht es dann auf einen der großen Nachtmärkte der Stadt. Das ganze ist eigentlich wie eine Fußgängerzone mit langen Öffnungszeiten und zusätzlichen Ständen, die allen möglichen Kleinkram verkaufen, und für das leibliche Wohl sorgen. Wir probieren auch gleich das Nationalgericht: “Stinktofu”. Er trägt seinen Namen wirklich zu recht, der Geruch um die Stände herum erinnert stark an Viehzucht und Düngung. Aber gut, Käse riecht ja auch nicht unbedingt lecker. Der Tofu wird in Salz-/Gewürzlake eingelegt und fermentiert, was traditionell mehrere Monate betragen kann, in der heutigen Massenproduktion jedoch meist in kürzeren Zeiträumen geschieht. Leider kann der Geschmack für uns den schlechten Geruch nicht wettmachen. Da muss man wohl mit aufgewachsen sein. Wir bleiben also lieber bei anderen Leckereien, wie Nudelsuppen oder Grillspießen.
 
Leider hält das schöne Wetter nicht an. Noch während wir über den Nachtmarkt schlendern fällt die Temperatur innerhalb weniger Stunden um fast 10 Grad, und es wird ziemlich windig. Als wir später auf dem Dach von Tomas Studentenwohnheim sitzen und bei einem Taiwanbier den Blick über die Stadt genießen wickeln wir uns daher alle in mehrere Schichten geliehener Pullis.
Auch in den nächsten Tagen wird es nicht wieder wirklich sommerlich, und die Regenjacke ist unser ständiger Begleiter. Trotzdem möchten wir natürlich einiges sehen! In der Stadt beschränkt sich das Sightseeing erstmal auf Bereiche, in denen man schnell ins Warme flüchten kann, z.B. in eines der Cafés, in denen man die ausgeprägte Kaffeekultur des Landes kennenlernen kann. Außerdem besuchen wir den “Huashan 1914 Creative Park”, eine alte Ginsengwein- und Sakefabrik, die zu einem Kulturkomplex mit verschiedenen Ausstellungen, Cafés, Kino und kleinen Geschäften ausgebaut ist. Ziemlich hippes Ambiente in einem der ältesten Gebäudekomplexe der Stadt.
 
Ein Tagesausflug führt uns an den Stadtrand, in eine bergige Region, die für ihren Tee berühmt ist. Um die durch den Tee angelockten Ausflügler bequem an ihr Ziel zu bringen gibt es hier eine Seilbahn, sodass man nur eine Strecke wandern muss, und die andere dann bequem mit der Gondel fahren kann.
Der Weg beginnt als lange Reihe von Treppen, die zu zwei Tempeln führen. Die Tempel in Taiwan sind anders als die in Thailand und den anderen südostasiatischen Ländern, sodass wir wieder einmal einen weiteren Eindruck in die vielfalt der buddhistischen Strömungen bekommen.
Hinter den Tempeln befindet sich auch schon eine Gondelstation – wir beschließen aber, noch das nächste Tal zu durchqueren, und erst die nächste zu nehmen. Nun müssen wir den Weg wirklich ziemlich suchen, er führt über kleine steile Treppen und so nah an Wohnhäusern vorbei, dass wir uns schon etwas als Eindringlinge fühlen. Die Hunde vor Ort sehen das genauso, sind aber glücklicherweise angeleint. Nett wirken sie eher nicht…
Belohnt wird der Aufstieg mit schönen Blicken über das Tal und die Stadt, und mit einer Rückfahrt in der Glasbodengondel!
 
Bevor wir die Stadt verlassen wollen wir noch die Top-Sehenwürdigkeit der Stadt besichtigen: Taipei 101, mit 508 Metern fünfthöchstes Gebäude der Welt. Die Architektur erinnert an einen überdimensionierten Bambusstab. Der Zugang zum Observation Deck liegt in einem sehr noblen, aber auch sehr leeren Einkaufszentrum. Hat man diese Leere überwunden, muss man sich sogar an einem nebligen Tag wie diesem in eine Schlange an den Aufzügen einreihen, bis es endlich losgeht im Highspeedaufzug in den 89. Stock. Wenn sich die Wolken dann erstmal verzogen haben gibt es von hier oben aus tolle Ausblicke über die Stadt bis zu den angrenzenden Bergen. Da Taipei 101 in einer der erdbebenreichsten Regionen der Erde steht, und Taiwan zudem regelmäßig von Taifunen heimgesucht wird, mussten die Ingenieure beim Bau verschiedene Maßnahmen treffen, damit 101 jedem Sturm und Beben standhält. Eine der Maßnahmen kann man auch besichtigen: den 660 Tonnen schweren Mass Damper, ein riesiges Pendel, dass den Turm stabilisiert. Heute ist es ruhig, aber es gibt Videos, in denen der Damper in Aktion gezeigt wird. Das Pendel schlägt fast einen Meter aus – da ist es hier oben bestimmt ganz schön wackelig!
 

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