Freeclimbing in Railay

Als Klettereldorado hatten uns zwei Kanadier Railay schmackhaft gemacht. Ausschlaggebend für diesen Abstecher nach Railay ist aber eine Kurzschlussreaktion am Bus Terminal von Krabi. Wir hatten schon vorher mit dem Trip geliebäugelt aber uns dann dagegen entschieden um an anderer Stelle einige Tage mehr zu haben. Nun fahren die Busse zu unserer Wunschdestination sehr ungünstig, sodass wir nicht mehr am selben Tag ankommen können, also wählen wir den Weg des geringeren Widerstands – spontan auf nach Railay!

Da eine Bergkette Railay vom restlichen Festland trennt, fahren wir das letzte Stück mit dem Longtailboot. Der erste Eindruck ist paradiesisch: wie eine Komposition stehen die monolitischen Bergformationen in der Andamanensee. Schroff steigen sie fast senkrecht in den Himmel, auf dem Dach scheint Vegetation zu sein, an ihrem Sockel werden bei Niedrigwasser Überhänge und Höhlen sichtbar, wo sich das Wasser über Jahrtausende in den Stein gegraben hat. Wir werden am Weststrand abgesetzt und machen uns auf den Weg in die Berge, wo die Unterkünfte nicht so maßlos überteuert sind. Wir finden sogar einen netten Bungalow für nen Eurozehner. Die Anlage ist großzügig an den Hang gebaut. Die Terrassen der Bungalows zeigen auf einen großen Gemüsegarten mit Bananenstauden und anderem Gewächs. Auf dem Weg dorthin steht ein großer Pavillon der offenbar als Bar genutzt werden könnte. Das ganze ist allerdings etwas merkwürdig. So ist der Bar-Pavillon permanent geschlossen und wird nur von den Angestellten genutzt, die dort tagsüber vor sich hin dösen, der Garten wird eher stiefmütterlich behandelt und macht einen reichlich verwahrlosten Eindruck, einen Bungalow weiter wird der (Plastik-) Müll abgeladen und türmt sich einige Meter in die Höhe und offenbar wird neben dem Hotelgewerbe auch eine Kampfhahnzucht betrieben. Zumindest wird fast ganztägig um die Wette gekräht und wo man melodisches erwartet, bekommt man dilettantisches Gekrächtze.

Tatsächlich sind die Berge in Railay ein Paradies für Kletterfreaks und alle die es mal werden möchten. Da es, mal ehrlich, für uns keine große Herausforderung darstellt, an einem Seil gesichert 15m horizontale Wand hochzulaufen, entscheiden wir uns für Freeclimbing. Da wir ganz so hart aber doch nicht sind, lassen wir uns mit dem Boot an einen Karstfelsen fahren, sodass man beim etwaige Absturz nur das Meer zu befürchten hat. Wir fahren zwei Spots an, der eine 10m, der andere dann bis auf 15m hoch. Die ersten Meter von der Wasseroberfläche bis zur Bergkante klettern wir eine Strickleiter hoch – schon das eine sportliche Leistung – , dann beginnt die Herausforderung am Berg, die in der Höhe gekrönt wird von einem fantastischen Ausblick und dem unweigerlichen Sprung ins Meer. Ich gebe mich mit den überschaubaren 5m Höhe zufrieden, für Niko gerade per Kopfsprung spannend genug. Mit reichlich Adrenalin im Blut und knallroten Handflächen geht es im Anschluss auf eine traumhafte Insel (Chicken Island, benannt nach einem Felsvorsprung, der wie ein Hühnerkopf aus dem Berg ragt). Wir schnorcheln noch ein bisschen und ich sehe prompt zwei Rochen, die sich 30cm unter mir aus dem Sand lösen und rasch davonschweben. Auf der Insel begegnen uns einige Hornbills (Nashornvögel) mit ihren charakteristischen Bananenschnäbeln. Der Kletterguide und Bootsmann Robin versucht uns mehrfach begreiflich zu machen, dass die Insel(n) eines der 10 Weltparadiese sind. Ob es dieses Prädikat überhaupt gibt sei mal dahingestellt, paradiesisch ist es auf jeden Fall.

Abends laufen wir noch einmal zum Weststrand. Der Weg verläuft an der Bergkante, an der uns immer wieder Affen begegnen. An einer Stelle springen die jungen Affen von einem gegenüberliegenden Zaun an die Stalaktiten und schlecken das herunterlaufende Wasser vom Stein – hach wie süß sagen die Deutschen; c’est jolie die Franzosen; look at these guys die Engländer und Klick Klick Klick die Asiaten.

Auch wenn die ufernahen Korallen weitestgehend von den Booten bei Niedrigwasser geschreddert wurden, sind an den Felsen noch große und scharfkantige Exemplare vorhanden, um die sich die Fische tummeln. Da sich die Felsformationen unter Wasser fortsetzen, gibt es durchaus auch tiefe Stellen, an denen es einiges zu entdecken gibt.

Und weiter geht`s nach Koh Phayam.

 

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