Bus-Crash und verschrobene Buddas – Hauptstadt Vientiane

Ein Aufprall reißt uns in der Mitte der Nacht aus dem Halbschlaf. Im Doppeldecker-Nachtbus nach Vientiane hatten wir es uns in unserem schmalen Busbett bequem gemacht und genossen eine entspannte Fahrt bis der Bus ruckartig zum stehen kommt.

Wir liegen im Obergeschoss des Busses und können nicht sehen was passiert ist. Es wird aber schnell klar, dass wir etwas oder jemanden überfahren haben. Ich schicke ein atheistisches Stoßgebet zum Schutzpatron, es möge bitte, bitte kein Mensch unter dem Bus liegen und  arbeite mich die 50cm breite Treppe zum Ausgang hinunter. Wir stehen in einem kleinen Dorf, einige Menschen haben sich um den Bus versammelt und Autos sind angehalten, um zu helfen oder den nachfolgenden Verkehr zu warnen. Die Front des Busses ist demoliert, Die Windschutzscheibe ist auf der Beifahrerseite tief eingedellt und das Licht zerschmettert. Einige Meter hinter dem Bus liegt eine ausgewachsene Kuh regungslos am Straßenrand. Etwas weiter entfernt eine zweite. Der Bus war offenbar mit einer Kuhherde kollidiert!

Sahen wir die Kühe, oftmals wertvollster Besitz der Familie, meist angeleint am Straßenrand auf dem Grundstück der Besitzer. In Laos laufen die Tiere frei in der Gegend herum und kreuzen nach Gutdünken die Straßen. Tatsächlich hatten wir uns schon auf dem Trip über das Bolaven Plateau gefragt, ob dies nicht häufig zu Unfällen führt. Vor allem, da diese sich anscheinend besonders gern in der Nähe der Straßen aufhalten. Wir fragen uns auch, ob nun das Busunternehmen für die Kuh, oder der Besitzer der Kuh für den Schaden am Bus aufkommen muss. Im Moment tut uns die arme Kuh aber vor allem leid. Wie die Geschichte zuende geht erfahren wir nicht. Der Bus bleibt noch stehen bis die Polizei eintrifft, und setzt sich dann, mit notdürftig getapeter Scheibe wieder in Bewegung. Die restliche Fahrt nach Vientiane verläuft reibungslos.

Die Stadt präsentiert sich recht ansehnlich, der französische Einfluss ist in der Architektur noch stark spürbar, und auch die Cafédichte ist hoch. Wir suchen uns direkt ein nettes Café aus, stärken uns mit lecker belegtem Baguette und einem riesigen Eiskaffee und widmen uns dem Bloggen.

Es ist furchtbar heiß (40Grad!), außerdem hat Niko einen auf ungefähr doppelte Größe angeschwollenen Fuß dank undefinierten Insektenstichs, also fällt unser Spaziergang durch die Stadt eher kurz aus, und wird auf den Abend verschoben. Dann schlendern wir ein wenig über einen riesigen lokalen Markt, vorbei an Freiluft-Aerobic zu lauten Beats mit Blick auf den Fluss.

Wegen der unschlagbar günstigen Doppelzimmerpreisen in Südostasien sind unsere Übernachtungen im Dorm an einer Hand abzählbar. In Viantiene haben wir uns allerdings für ein nettes Hostel entschieden und machen es uns in zweien der etwa 20 Betten bequem. Unsere Nachtruhe wird jäh gestört von extrem unerwünschten Plagegeistern: Bedbugs – Bettwanzen! Wir nehmen Reißaus, und stehen morgens um 4:30 in der Lobby, mit dem Wunsch nach einem Ersatzzimmer. Leider ist der Rezeptionist gerade dabei, seinen Rausch auszuschlafen, und unterstellt uns implizit, dass wir eine Gratisnacht herausschinden möchten, und lässt uns im muffigen, dunklen Empfangsbereich sitzen. Bis dahin wollten wir nur ein anderes Bett, jetzt wollen wir wirklich Entschädigung. Immerhin können wir die Zeit nutzen, um ein paar Beiträge auf den Weg zu bringen, und euch auf dem Laufenden zu halten. Mit dem Sonnenaufgang steigt auch die Stimmung wieder. Wir bekommen die Hälfte des Geldes zurück und investieren es in die Tagesmiete eines Motorrads.

Ausgeschlafen oder nicht geht es bei 40Grad zu einer außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit Vientianes, dem Buddha-Park (Xieng Khuan). Hier finden sich diverse skurrile Darstellungen Buddhas, sowie aus Hinduistischen und Buddhistischen Mythen. Entworfen wurden die Statuen in den 50er-Jahren von Luang Pu, einem Yogi-Priester-Schamanen. Zu den bizarren Skulpturen gehören ein Buddhakopf auf einem Tintenfischkörper, sowie ein großer Kürbis, in dessen Inneren ziemlich gruselige Statuen zu bestaunen sind. Auf dem Weg machen wir halt beim L’arc de Triomphe Vietians, den die französische Kolonialmacht in den 1960ern in der Mitte eines großzügigen Kreisverkehrs am Stadteingang errichtet hatte. Sind an einigen Stellen detailverliebte europäisch-asiatische Wandgemälde und Ornamente zu bewundern, so ist das Gesamtbild doch sehr geprägt vom Sichtbeton. Offenbar wurde das Symbol französischen Einflusses nie fertiggestellt und auf einer kleinen Infotafel steht ganz richtig geschrieben: “From a closer distance it appears even less impressive, like a monster of concrete”. 

Wirklich müde fallen wir abends in unsere Schlafbusbetten, ausgerüstet für 20 Stunden Fahrt in den hohen Norden des Landes, nach Phongsali noch nicht ahnend, dass uns die längste Busfahrt unseres bisherigen Trips bevorsteht.

 

 

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