Über die Berge nach Dien Bien Phu

Es geht über die nördlichste Grenze durch die Berge nach Vietnam!

Und wieder machen wir uns auf die Reise, morgens um 7 soll der Bus nach Dien Bien Phu in Vietnam fahren. Wir stehen also mit Sonnenaufgang auf und sind rechtzeitig am Busterminal. Etwa eine halbe Stunde verspätet quetschen wir uns in den asiatischen Bus, der wirklich nicht für Europäer gebaut ist. Unsere Kniescheiben reiben unangenehm am Vordersitz. Wir fahren 20m, halten wieder an, und eine größere Gruppe junger Männer steigt ein. Nun ist der Bus bis auf den letzten Platz gefüllt und es kann losgehen. Denken WIR! Stimmt aber nicht. Rückwärtsgang rein, 20m zurück, alle nochmal raus. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass der Bus wohl heute erst um 8.15Uhr fährt. Warum weiss man nicht. Aber es bleibt geradeso Zeit für eine Nudelsuppe. Als diese halb aufgegessen ist fährt der Bus auf einmal los. Wir bekommen einen Schreck, aber der Fahrer hat sich nur einen Spaß mit uns erlaubt uns nimmt uns mit. Auf der Fahrt lernen wir Laura und Adrian aus der Schweiz kennen, mit denen wir in Phongsali zwar schon zu abend gegessen, uns aber kaum unterhalten haben. Der Fahrer ist mit Bleifuß unterwegs und wir sind vor Sonnenuntergang in Dien Bien Phu, nachdem wir problemlos die verlassene Grenze in den Bergen passiert haben.

Der erste Eindruck von Vietnam: zwischen den Bergen erstrecken sich grüne Reisfelder, überall sind geschäftige Menschen unterwegs, und gehen verschiedensten Arten von Geschäften nach. Am Busbahnhof werden wir hier auch direkt von der üblichen Horde Taxifahrer, Hotelschlepper etc. umringt. Wir lassen uns zum Guesthouse direkt gegenüber schleppen, und bekommen ein sehr gemütliches Zimmer mit Blick über die Felder und Berge hinter der Stadt.

Die Stadt ist gemütlich. Es gibt nur wenige Touristen, und wir können ersteinmal im Land ankommen, bevor wir uns den berüchtigten knallharten Verhandlungen und überteuerten Preisen aussetzen müssen, von denen wir schon so viel gehört haben.

Wenn der Ort auch abseits der Touristenroute liegt, so ist er in Vietnam doch bekannt: Hier fand in einer Schlacht ein entscheidender Sieg über die Franzosen statt.

Durch den zweiten Weltkrieg war die Kolonialherrschaft Frankreichs in Indochina empfindlich geschwächt worden und der Norden Vietnams weitgehend unter Kontrolle der “Liga für die Unabhängigkeit Vietnams”, den Việt Minh. Um die koloniale Ordnung im Sinne Frankreichs wieder herzustellen, sollte eine entscheidende Schlacht die Wendung bringen. Dien Bien Phu wurde als Inselfestung auserkoren, die über eine Luftbrücke versorgt, den Norden Vietnams mit seinen großen Reis und Opiumfeldern wieder unter Französische Kontrolle bringen sollte.

In einem Museum erfahren wir einiges über die Guerillakriegsführung der Việt Minh. Auf Grund des unwegsamen Geländes ist die Bewegung von schwerem Geschütz in den Bergen nicht möglich, so denken die Französischen Kriegsführer. Womit sie nicht rechnen: die Việt Minh transportieren die Kriegsmaschinen in Einzelteilen und wochenlangen, mühsamen Märschen an ihren Einsatzort. In dem Museum sind einige Szenen in Lebensgröße dargestellt, in denen Männer das vertäute Kriegsgerät mit reiner Muskelkraft durch den Jungle ziehen. Die Versorgung über die französische Luftbrücke wird über die überraschenden Flagstellungen gestört und die Moral durch verlust- aber erfolgreiche Angriffe der Việt Minh immer weiter untergraben, bis sich die französischen Truppen schließlich geschlagen geben müssen. 1954 ist der Krieg gegen die französischen Kolonialherrscher vorüber. 1955 beginnt Amerika den Vietnamkrieg.

Auf einem Kriegsfriedhof werden wir zum Fotoobjekt einiger vietnamesischer Frauen, die anscheinend ihre neuen Kameras ausprobieren. Es werden wirklich schöne Bilder. Vielleicht bekommen wir sie per Mail geschickt. Wir sind gespannt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.