In der siebten Wolke – Alpenfeeling in Sapa

Sapa liegt hoch in den Bergen Nord-Vietnams, unweit des Farsipan, mit über 3.000m dem höchsten Gipfel des Landes. Hierhin machen wir uns, wieder einmal per Nachtbus, auf den Weg.

Das ganze ist sehr entspannt, bis unserem Bus die Kühlung versagt. Nach längerem Hin- und Her werden wir in einen anderen Bus umquartiert, der allerdings schon voll ist. Also machen wir es uns auf dem Boden so bequem wie möglich. Dann, etwa eine Stunde vor Sapa, werden wir von der Polizei angehalten. Alle raus aus dem Bus, einige Koffer werden nach Drogen durchsucht. Wir frieren im Nebel. Bei der Weiterfahrt schimpft der Busfahrer wie ein Rohrspatz. Grund ist, wie uns ein zweisprachiger Mitfahrer erzählt, dass die Polizei ihm seinen Führerschein abgenommen hatte, den er nur gegen hohe Gebühr zurückbekommt.

Schließlich kommen wir dann doch noch in Sapa an. Übermüdet wie wir sind versuchen wir die Straßen zu finden, an denen sich anscheinend die Hotels konzentrieren, und uns gleichzeitig der Horden zu erwehren, die uns Klimbim oder Taxifahrten verkaufen wollen. Laut Karte ist der Busbahnhof mitten im Zentrum, und wir müssen nur einmal um den Block laufen.

Nach drei mal umdenblocklaufen sehen wir ein, dass wir keine Ahnung haben wo wir eigentlich sind. Aber jetzt, wo wir ein Taxi brauchen, sind diese rar gesät. Nach einer bestimmt 1,5-stündigen Odyssee haben wir schließlich ein Hotel gefunden und können uns endlich dem Ort widmen. Vorsatz: nächstes Mal nicht zu geizig sein für das Taxi, und sich diesen Luxus nach einer Nachtfahrt mal gönnen! (Dieser Vorsatz wird umgehend gebrochen).

Es ist immer noch sehr neblig, aber ab uns zu schafft die Sonne es zwischen den Wolken hindurch. Sapa wirkt skurrilerweise wie ein Skiort aus den Alpen, den man einfach nach Vietnam verpflanzt hat. Die Cafés und Restaurants, die vielen Geschäfte, die Wander- und andere Outdoorausrüstung von namhaften Herstellern (oder auch nicht von diesen, aber mit ihrem Namen) verkaufen, dazu die frische Luft – man könnte auch in Österreich sein. Wir genehmigen uns ein leckeres Frühstück mit Blick in den Nebel und schlendern dann durch den Ort und bummeln ein bisschen. In den letzten Tagen war es wohl ständig sehr neblig, und dann lohnt sich ein Besuch in Sapa vielleicht eher nicht. Wir haben aber großes Glück mit dem Wetter, denn im Laufe des Tages klart es auf, und es ziehen nur vereinzelt Wolken durchs Tal. Mit der Sonne kommt auch die Wärme zurück, und wir holen uns auf der Sonnenterrasse fast einen Sonnenbrand.

Sapa ist Ausgangsort für Wanderungen zu Dörfern der ethnischen Minderheiten, von denen viele hier in der Region leben. Vor allem die Frauen aus den Bergdörfern füllen die Straßen mit ihren bunten Kleidern mit Farbe. Leider haben sie sich beim Verkauf von Touren und Souvenirs – alles aus einer Hand – eine ziemliche Penetranz angeeignet, sodass wir schnell nicht mehr auf das freundliche “hello, where are you from, what´s your name?” eingehen.

Da meine Fersen immernoch lädiert sind von der Hardcorewanderung in Phongsali mieten wir uns ein Motorrad und erkunden die Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Eine sehr schöne Route führt zum Tram-Ton-Pass auf 1.900m Höhe. Die Straße windet sich durch die Berge und eröffnet immer wieder schöne Blicke ins Tal. Vor allem wenn die Wolken zwischen den Bergen hindurch ziehen sieht es spektakulär aus. Unterwegs passiert man ein paar Wasserfälle, sodass wir auch noch ein paar kleine Wanderungen machen können – im neuen Socke-in-FlipFlop-Look. So bleiben die Füße warm, die Ferse aber ohne Druck. Tatsächlich sieht man dies in Südost-Asien recht häufig, und es gibt sogar eigens dafür entworfene Flipflopsocken, mit einem separaten großen Zeh.

Auf der anderen Seite der Stadt führt die Straße durch die Dörfer, und auch hier kommt man zum Glück mit dem Motorrad gut voran. Wir waren zum Glück vorgewarnt, denn sonst wären wir hier nach den Eindrücken aus Phongsali sicher etwas erstaunt: Die Dörfer sind touristisch sehr stark erschlossen, überall laufen Wandergruppen herum, es gibt WiFi-Cafés und Homestays mit Warmwasser und jede Menge Geschäfte, die Kunsthandwerk aller Art verkaufen. Trotz der touristischen Überformung ist es landschaftlich wirklich malerisch. Reisterrassen ziehen sich die Berge hoch und dazwischen grasen Wasserbüffel.

In Sapa treffen wir auch Laura und Adrian aus Zürich wieder, die einen Tag vor uns angekommen sind. Mit ihnen gehen wir abends ein Bier trinken, in einer Kneipe, die auch wieder sehr an den Alpenraum erinnert, mit viel Holz überall. Vielleicht trägt aber auch die Gruppe Österreicher zu diesem Eindruck bei. Für Doppelmeyer bauen sie hier eine Seilbahn auf den Farsipan. Heute wird Abschied gefeiert, ein Kollege fliegt zurück in die Heimat, und entsprechend feucht-fröhlich geht es her. Wir werden auf diverse Biere und Longdrinks eingeladen, die international-deutschsprachige Runde ist ausgesprochen heiter, aber irgendwann muss der Chefmonteur dann doch nach Hause. Wir sehen die Truppe noch windschief auf ihren Motorrädern davoneiern, und fragen uns, ob sie wohl am nächsten Morgen gut aus den Federn kommen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.