Korallenwälder und Reichweitenangst in Kenting

Vor allem bekannt durch den gleichnamigen Nationalpark, in dem die Flora auf vor Jahrtausenden trockengefallenen Korallen wächst, ist Kenting beliebtes Reiseziel in Taiwan. Die meisten Touristen hier sind “Festlandchinesen” wie sie hier genannt werden, aber auch der ein oder andere Taiwaner ist dabei.

Kenting ist ein Urlaubsort wie man ihn sich vorstellt, mit unzähligen Hotels, die die Hauptstraße und die Küstenlinie dominieren. Dazwischen Souvenierläden und Restaurants, die Essen aus aller Herren Länder anbieten.

Allabendlich verwandelt sich die Hauptstraße in eine Fressmeile mit allem was dazugehört und die Chinesen, ob Festland oder nicht, kommen in unzähligen Bussen in die Stadt. Einige Stände haben Bildschirme aufgehängt auf denen Videos laufen, auf denen die Stände zu sehen sind. Ansonsten gibt es viel gebratenes und süßes aller Art. Traumhaft zum Schlemmen und zum Probieren lokaler Spezialitäten, wenn auch eher aus dem Fastfoodbereich.

Anders als in den südostasiatischen Ländern kann man in Taiwan nicht ohne weiteres Motorroller mieten. Es wird genau hingeguckt und ohne die passende Eintragung auf dem internationalen Führerschein geht nichts. Elektroroller sind aber auch mit normalen Führerschein zu haben und so machen wir uns geräuschlos auf Erkundungstour die Küste entlang. Wir haben einen Ersatzakku dabei, der uns ohne Reichweitenängste wieder zurück in die Stadt bringen soll – Naja, schauen wir mal.

Es geht ordentlich bergauf-bergab die Küste entlang, mit schönen Ausblicken und einem kleinen Abstecher in die Korallenformationen, welche die typische Landschaftsform bilden. Als wir einige Surfer auf dem Wasser sehen machen wir halt und versuchen unser Glück. Die Wellen sind nicht sonderlich hoch und sehr unregelmäßig aber wir freuen uns nach dem Fiasko in San Juan auf den Philippinen auch über suboptimale Bedingungen. Nachdem wir beide so lala ein paar Wellen gemeistert haben geht es an den Rückweg. Der erste Akku ist leer, also stöpseln wir auf den Ersatzakku um und fahren die Küstenstraße Richtung Kenting. Wir sollten es schaffen, bevor es dunkel wird.

Schon nach einigen Minuten allerdings sinkt der Akkustand fast gegen Null. Wir haben noch mindestens 20km vor uns und uns packt die Reichweitenangst. Nach kurzer Zeit schaffen wir es die Berge nicht mehr hinauf und dann bleiben wir liegen. Auch mehrfaches umstöpseln der beiden Akkus sowie das Ausschalten des Lichts trotz mittlerweile eingesetzter Dunkelheit nützen nichts. Wir schieben den Roller in die nächste Ortschaft, kaufen uns zwei Bier und machen uns zu Fuß auf den Rückweg. Das letzte Stück werden wir von einem Pärchen mitgenommen, das offenbar auf dem Weg zur erwähnten Fressmeile ist. Sie fahren uns bis vor die Vermietung.

Mit dem Chef des Ladens geht es direkt wieder zurück, jetzt auf einem richtigen Roller und mit über 100 km/h, denn wir haben ihn beim Essen gestört und es soll schnell gehen. Beim Elektroroller angekommen wird fluks der Akku getauscht und weg ist er wieder, ich darf den Roller wieder zurückfahren. Als Entschädigung gibts einen ordentlichen Rabatt und so sind wir zufrieden und besuchen Ole, der mit seinem Rechner am Strand sitzt um gemeinsam in den Abend zu starten.

So schnell der Trubel jeden Abend in Kenting startet, so schnell ist er auch wieder vorbei. Wir suchen erfolglos nach einer netten Bar und landen schließlich an einem Straßenstand, an dem ein Amerikaner und einige Taiwanesen ein munteres Saufgelage zelebrieren. Wir werden herzlich aufgenommen und es wird sehr feucht-fröhlich. Zur Krönung gibt es noch eine Spritztour in dem Flitzer des Taiwanesen, der uns mit Karacho die kurvige Küstenstraße hinunterdonnert.

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