Von Whangarei nordwärts führt unser Weg nach Kerikeri. Die Stadt ist ein Zentrum des Obstanbaus, vor allem die Zitrusfrüchte sind berühmt. Während wir in die Stadt fahren beginnt es zu regnen. Wir besuchen einen kleinen Flohmarkt und einen Markt, auf dem neben handwerklichen Produkten auch viel Obst und Gemüse zu günstigen Preisen verkauft wird. Zum Glück ist alles überdacht! Wir legen kurze Sprints durch den Regen ein und besuchen noch eine Schokoladenmanufaktur, in der es ganz ausgezeichnete Pralinen zu verkosten gibt, und einen Kauri Workshop, einen kleinen Laden, in dem viele Holzarbeiten aus den alten Kauribäumen verkauft werden. Alles in allem eine nette Aktivität an einem solchen Regentag.
Weiter geht es zur Kerikeri Mission Station mit dem Stone Store und dem Kent House, zwei der ältesten Steingebäude Neuseelands. Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut sind die Gebäude für europäische Verhältnisse fast noch jugendlich. Sie stammen von den ersten europäischen Siedlern, die hier versuchten die Maori vor Ort zum Christlichen Glauben zu bekehren. Außerdem sollte die Lage am Kerikeri River genutzt werden, um einen Handelsposten auszubauen, über den europäische Güter importiert und an die Maori verkauft, und landwirtschaftliche Produkte exportiert werden sollte. Auf der anderen Seite von dem See gibt es auch ein Maori-Kulturzentrum, das aber leider bei unserem Besuch geschlossen hat.
Wir quartieren uns in der Pagoda Lodge ein. Auf dem Einfahrtsschild steht bezeichnenderweise „glamping“, und tatsächlich ist es etwas hippie-angehauchtes recht glamouröses Campen. Der Platz ist mit viel Liebe gestaltet, neben den Stellplätzen gibt es verschiedene Unterkünfte zu mieten, vom Luxuszelt bis zum Zigeunerwagen. Dazwischen verstecken sich Buddhastatuen in tropischen Beeten, und eine Schar Enten watschelt quakend um unseren Van, in der Hoffnung, es würde vielleicht eine kleine Leckerei für sie abfallen. Wir haben den Platz fast für uns, und bei sehr wechselhaftem Wetter sind wir froh über das große überdachte Sonnendeck, auf dem man vor den plötzlich einsetzenden Schauern geschützt ist. Im Sommer ist es hier sicher rappelvoll. Wir nutzen die Gelegenheit und schreiben einige neue Artikel, um unsere Reiseberichte endlich wieder auf einen aktuellen Stand zu bringen.
Das Wetter bleibt extrem wechselhaft, und wir nutzen die regenfreie Zeit für eine Wanderung zu den Rainbow Falls, wo wir es schaffen neben einer riesigen indischen Reisegruppe auch ein Foto von uns und dem Wasserfall zu ergattern. Auf dem Weg gibt es außerdem das “Power House” zu sehen. In dem eher unscheinbaren Gebäude gibt es eine kleine Ausstellung über dieses kleine, alte Kraftwerk: Die Ehefrauen früher Siedler konnten nur schwer dazu bewegt werden, in eine Gegend zu ziehen, in der es keinerlei Hilfe im Haushalt geben würde – war man daran gewöhnt, mindestens drei Bedienstete zu haben (wie es bei vielen von ihnen anscheinend in der Heimat üblich war), wollte man diesen Lebensstandard wohl nicht aufgeben. In der Region gab es aber keinerlei Aussicht auf Personal. Also baute der erfinderische Geschäftsmann und Landbesitzer George Alterton flux ein Kraftwerk – Elektrizität war ein guter Ersatz für Bedienstete, und konnte nun sein Land verkaufen. Heute kann neben Infotafeln noch der Generator des Kraftwerks besichtigt werden.
Als die Reise weitergehen soll macht unser Wagen wieder Mätzchen – Batterie leer. Wir haben eine mobile Starthilfebatterie im “Warehouse” erstanden, einem Laden wo es fast alles gibt, und das zu günstigen Preisen, allerdings machen wir entweder irgendwas falsch oder das gute Stück ist nicht genug aufgeladen. Also muss der nette Deutsche, der zusammen mit seiner Freundin den Laden schmeißt während die Besitzer verreist sind, mit dem Wagen vorfahren – und mit einer klassischen Starthilfe springt unser Van dann auch an.
Bevor es nun wieder auf die Straße geht bestehe ich auf einen Besuch in der Werkstatt. Der Mechatroniker ist sehr freundlich, macht einige Checks, kann aber keine richtige Analyse der Batterie machen, wenn diese leer ist, und um sie voll aufzuladen müssten wir seiner Rechnung nach etwa 11 Stunden durchfahren. Aber immerhin erfahren wir, dass unsere Lichtmaschine zwar nicht top ist, aber immerhin stabil arbeitet, und wissen nun auch, wie unsere mobile Starthilfe funktioniert. Beruhigt durch das Wissen, unsere Wagen nun auch allein überbrücken zu können geht die Reise weiter.