Auf Entdeckungstour am Mekong: Kratie

Im Mekongabschnitt um Kratie leben die selten gewordenen Irawadidelfine. Früher sollen hier mehrere tausend Exemplare gelebt haben, aber Jagd und Fischerei haben die Bestände stark dezimiert, Schätzungen zu Folge leben nur noch 70-80 Exemplare hier im Mekong. Heute stehen die Delfine unter Schutz, die Fischerei ist in ihrem Lebensraum stark eingeschränkt, und es wird versucht, auch über Ökotourismus Schutz zu gewährleisten, indem z.B. die Fischer eine neue Einnahmequelle erhalten. Diese besteht meist daraus, Touristen auf den Fluss hinaus zu fahren.

Wir machen uns also auf den Weg nach Kratie, nord-östlich von Phnom Penh, am Ufer des Mekong gelegen. Gesprochen wird der Ort Kratschée, und wer immer sich diese Transkription ausgedacht hat, macht es jedem der hierher möchte wirklich nicht leicht verstanden zu werden.

Auf dem Weg bleibt unser Bus liegen, sodass wir unfreiwillig zwei Stunden in einem kleinen Dorf festhängen. Macht aber nichts, wir haben ja zum Glück reichlich Zeit und entspannen in der Sonne, während ein Ersatzteil nach dem anderen herangebracht wird, die aber allesamt den Bus nicht wieder zum Laufen bringen. Also wird die gesamte Ladung unseres fast vollen Busses in den nächsten ebenfalls schon recht gut gefüllten nächsten Bus geladen, und weiter geht die Fahrt.

Um die Delfine zu sehen mieten wir uns ein Motorrad, mit dem wir dann auch gleich die weiteren Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung besichtigen.

Unser Weg führt durch eine wunderschöne Landschaft, mit Holzhäusern, grasenden Rindern, Palmen, Reisfeldern und immer wieder Blicke auf den Mekong, der sich hier zwischen Sandbänken und kleinen grünen Inseln hindurchwindet.

Wir sehen die Delfine schon vom Ufer aus, immer wieder kommen sie an die Oberfläche. Als wir mit dem Boot draußen sind, kreuzen sie immer wieder um unser Boot herum und prusten laut beim Auftauchen. Da sie nur etwa eine Minute unter Wasser bleiben können, sind sie im Wasser recht gut zu orten. Dennoch sind wir immer wieder überrascht, wo sie als nächstes auftauchen. Leider kommen sie uns nicht so nah, dass wir wirklich ihr Gesicht ausmachen könnten, aber bis auf wenige Meter nähern sie sich dem Boot und scheinen im Wasser zu spielen.

Weiter geht´s zum “Mekong Turtle Conservation Centre”. Dieses ist kleiner als erwartet, aber das Projekt wirkt unterstützenswert. Erst 2007 wurde die “Softshell Turtle” im Mekong wiederentdeckt, die Riesenschildkröte galt bereits als ausgestorben. Seitdem gibt es das Aufzuchtprogramm, wo die Schildkröten in den ersten zehn Monaten aufgenommen werden, in denen sie am stärksten gefährdet sind. Danach werden sie den Mekong entlassen. Dies geschieht zusammen mit der lokalen Bevölkerung, im Rahmen von Aufklärungs- und Bildungsarbeit. Außerdem gibt es Anreize, die Nester zu melden. So soll der Plünderung vorgebeugt werden, denn die Schildkröteneier werden vielfach gegessen, obwohl sie einen sehr geringen Nährwert haben. Mittlerweile steigt die Zahl der Softshell-Schildkröten im Mekong wohl wieder an.

Das kleine Center befindet sich auf dem Gelände des “100-Säulen Tempels”, der tatsächlich sogar mehr als 100 Säulen besitzt, und ein lokaler Pilgerort sein soll. Es ist ein sehr schöner Tempel, im Innern über und über bedeckt mit Malereien, die die Geschichte von Buddha erzählen.

Auf dem Rückweg ist wohl eine der holperingen Brücken zu viel für unser Motorrad. Auf einmal eiert es fürchterlich, und unser Reifen ist platt. Also heißt es schieben. Zum Glück finden wir nur wenig weiter eine kleine Werkstatt, wo ein freundlicher Mann unsere Reifen flicken kann. Wir sind etwas besorgt, was die Reparatur wohl kosten wird, da wir kaum noch Bargeld dabei haben, und überlegen schon, was wir als Pfand dalassen könnten. Aber unsere Sorgen sind unbegründet: letztlich kostet uns die Reparatur nicht einmal einen Dollar! Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir ohne weitere Pannen wieder in Kratie an.

In der Region um Kratie herum gibt es mit dem “Mekong Discovery Trail” ein schönes Projekt, das Teile des Flusses für niedrigschwelligen Tourismus erschließt. Als Besucher kann man auf eigene Faust Teile des Flusses und seine Umgebung erkunden. Die Bewohner der Dörfer profitieren von dem Projekt, indem sie kleine Cafés oder Restaurants betreiben, Touristen in einem “Home Stay” beherbergen oder Fahrräder verleihen.

Wir entscheiden uns für den nahegelegenen Teil des Trails, der einmal um die Insel herum führt, die vor Kratie im Mekong liegt. Wir setzen mit einem kleinen Boot über, leihen uns Räder, und radeln los. Die Landschaft hier ist wunderschön, mit einem Wechsel aus verschiedenen Feldern und Obstgärten, in denen Bananen und Kokosnüsse wachsen, dazwischen kleine Dörfer und immer wieder glitzert das Wasser des Mekong zwischen den Bäumen hindurch. Im Sonnenuntergang geht es zurück in die Stadt, die Sonne taucht Insel und Wasser in goldrotes Licht.

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