Kunst in Kyoto

Dank des Klimawandels ist die erste Assoziation beim Namen Kyoto das gleichnamige Protokoll, das hier 1997 unterzeichnet wurde. Tatsächlich ist Kyoto eine der bedeutsamsten historischen Städte Japans. 14 Tempel und Schreine Kyotos und seiner Umgebung wurden zusammen mit anderen historischen Gebäuden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, 794 bis 1868 war die Stadt Sitz des Kaiserlichen Hofs. Die Stadt wurde als eine von wenigen von Bombardements während des 2. Weltkriegs verschont und ist heute eine der wenigen erhaltenen historischen Städte Japans. Mit 1600 buddhistischen Tempeln, 400 Shinto-Schreinen, Palästen und Gärten steht die Stadt auf dem Reiseplan aller Reisegruppen und während der Goldenen Woche sind auch viele Japaner in der Stadt. 

Kyoto liegt nur etwa eine Fahrstunde mit der Regionalbahn von Osaka entfernt, und so nutzen wir unseren Aufenthalt bei Ayako auch für die Besichtigung der alten Tempelstadt.

Wir mieten uns Fahrräder und fahren den Fluss entlang, und in die alten Stadtviertel, und versuchen uns zum Besuch der historischen Bauten zu motivieren. Nachdem wir schon in Nara viele Tempel gesehen haben ist das garnicht so einfach. Zufällig stolpern wir über ein Gebäude, in dem offensichtlich eine Ausstellung stattfindet, und erfahren, dass genau zu dieser Zeit ein großes Kunstfestival mit Ausstellungen und Events in der ganzen Stadt stattfindet! “Parasophia”, das “Kyoto International Festival of Contemporary Culture”. Wir befinden uns in einem Gebäude, das anscheinend mal eine Schule war, und wo aktuell junge Künstler moderne Kunst ausstellen. Das ganze erinnert stark an die Jahresausstellungen von HfbK und HAW. Wände mit gestapelten Kartons, Bären aus Styropor, ein Fleischstuhl, und dazwischen ein Fotoshooting. Mit einem leckeren Kaffee-ToGo in der Hand – Japan hat eine große Kaffeekultur –  geht es auf Entdeckungstour durch das Gebäude. Vielleicht sollten wir uns eher der modernen Kultur dieser alten Stadt widmen?

Zeitgleich läuft außerdem “Kyotographie“, ein internationales Fotografiefestival mit insgesamt zwanzig Ausstellungen, in Gallerien, Museen, Tempeln und historischen Gebäuden.Wir erwerben einen Festivalpass, lassen die klassischen Hauptattraktionen der Stadt links liegen, und tauchen ein in die moderne Kultur Kyotos. Die Ausstellungen reichen von historischen Abbildungen der Samurai über eine Expedition in die Arktis bis hin zur fotografischen Darstellung der Ruinen von Tschernobyl. Die Ausstellungen verstecken sich oft hinter den Toren der historischen Gebäude, und nur eine Fahne vor dem Haus weist dem Besucher den Weg. Oft müssen am Eingang die Schuhe ausgezogen werden, wie es in Japan üblich ist, und die Besucher laufen auf Socken über die Tatamimatten, die den Boden der alten Gebäude bedecken.

Auf dem weg von einer Ausstellung zur nächsten durchqueren wir an zwei Tagen die Stadt, und sehen so neben der berstend vollen Innenstadt auch ruhige Wohngebiete und Nebenstraßen. Mitten durch die Stadt verläuft ein Fluss, an dem sich die Menschen zum Spatzierengehen und Picknicken sammeln. Während wir eine Brücke überqueren ist es auf einmal noch voller als sonst, es gibt kaum ein Durchkommen, und schnell sehen wir, warum: Über dem Wasser kreisen Adler, und schießen immer wieder hinunter zum Wasser!

Für einen klassischen Besuch Kyotos sollte man sich nicht unbedingt die Goldene Woche aussuchen. Es ist so voll, dass man sich ausschließlich mit der Masse bewegen kann. Wer jedoch auch an zeitgenössischer Kunst und Fotografie interessiert ist, umgeht die Massen und bekommt die Stadt zu dieser Zeit aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Einige historische Gebäude sind nur während der Ausstellungen zur Besichtigung freigegeben, andere Ausstellungen befinden sich in Tempeln und es ist nicht allzu voll da der stereotype Tourist in der Schlange vor dem Tempel aus dem Reiseführer steht.

Unser nächster Trip geht nach Hiroshima

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